Kiel. Ein heute 18-jähriger Bulgare soll für mindestens drei Messerangriffe im vergangenen Mai in Kiel-Gaarden verantwortlich sein. Dafür ist er bereits von der Staatsanwaltschaft Kiel wegen zweifach versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung angeklagt worden. Nun kommt eine weitere mutmaßliche Tat mitsamt Anklage hinzu: In diesem Fall geht es um ein vollendetes Tötungsdelikt. Der damals 17-Jährige soll Ende Mai auch seinen Mitbewohner attackiert und ihn in einer Wohnung in der Pickertstraße erstochen haben. Die weitere Anklage bestätigte das Landgericht Kiel auf Nachfrage.

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Messerangriffe auf fünf Menschen innerhalb von zwei Tagen hatten vor rund sieben Monaten im Stadtteil Gaarden für große Verunsicherung gesorgt. Ein 26- sowie ein 40-Jähriger waren am Abend des 27. Mai am Karlstal in Gaarden durch Stiche schwer verletzt worden. Diese Tat konnte die Polizei dem jugendlichen Tatverdächtigen im Laufe der Ermittlungen offenbar nicht in dem Maße zuordnen, sodass es für eine Anklage reichte.

Zwei Messerangriffe am Vinetaplatz in Kiel-Gaarden unmittelbar nacheinander

Anders war es in drei weiteren Fällen. Am Abend nach dem Angriff am Karlstal wurden ein Ladenbesitzer (41) am Vinetaplatz lebensgefährlich sowie unmittelbar danach ein 28-Jähriger in der Kaiserstraße schwer mit einem Messer verletzt. Zunächst ging die Polizei davon aus, dass sich beide Männer gegenseitig verletzt hatten. Erst als am Nachmittag des 29. Mai ein 31-Jähriger in der Mühlenstraße niedergestochen wurde, kam man auf die Spur des heute 18-Jährigen.

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Laut Anklage konnte das Leben des 31-Jährigen nur durch einen sofortigen Notarzteinsatz gerettet werden. Nach dieser Tat folgten die Festnahme des damals 17-Jährigen sowie Ermittlungen zunächst wegen fünf versuchter Tötungsdelikte.

Doch im Verlauf der Ermittlungen ergab sich ein weiterer Verdacht: Der heute 18-Jährige soll zwischen dem 26. und 27. Mai auch seinen Mitbewohner in der Pickertstraße in Kiel-Gaarden getötet haben. Der Mann starb offenbar durch zahlreiche Messerstiche.

Seit vergangenem Frühjahr soll der Tatverdächtige in der Wohnung des Opfers einen Schlafplatz gehabt haben. In welchen Verhältnissen sie lebten, welches Motiv der 18-Jährige gehabt haben könnte, und welche Rolle die Frage nach seiner Schuldfähigkeit vor Gericht spielen wird, ist noch unklar. Der Prozess gegen ihn soll Anfang des kommenden Jahres am Landgericht in Kiel beginnen.

Sechs Messertaten in zwei Tagen in Kiel-Gaarden

Die Tat in der Pickertstraße könnte sich damit zu Beginn der Serie von Messerangriffen Ende Mai abgespielt haben. Der getötete Mitbewohner wurde von der Polizei nach Hinweisen von Anwohnern am 30. Mai in der Wohnung gefunden.

Ob allerdings die neueste Anklage bereits im kommenden Prozess am Landgericht mitverhandelt wird, ist derzeit noch unklar.

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In Folge der zunächst fünf bekannten Messertaten auf offener Straße hatte die Kieler Polizei ihr Personal im Stadtteil aufgestockt und vermehrt Waffenkontrollen durchgeführt.

Nach den jüngst bekanntgewordenen Plänen der Stadt soll der Bereich um den Vinetaplatz in Gaarden Anfang kommenden Jahres offiziell zur Waffenverbotszone werden. Hier, rund um den Hauptbahnhof sowie im Kieler Rotlichtviertel am Wall sowie in der Flämischen Straße sollen solche Zonen eingerichtet werden. Eine Ausweisung von Waffenverbotszonen ermöglicht der Polizei, vor Ort Personen anlasslos zu kontrollieren.

KN