Der langjährige Radiomoderator, Musikkenner und frühere Musik- und Programmchef Wolfgang Kreh ist am 22. Dezember 2025 nach langer Krankheit verstorben. In der deutschen Privatradio-Geschichte galt Kreh als prägende Persönlichkeit der frühen Münchner Radiopionierzeit und war über Jahrzehnte in unterschiedlichen Funktionen on air und hinter den Kulissen aktiv.
Wolfgang Kreh bei Radio Xanadu 1989 (Bild: © Ulrich Köring)
Aufgewachsen mit dem Programm des American Forces Network (AFN) in München, entwickelte Wolfgang Kreh früh eine große Leidenschaft für Radio und Popmusik. Beeinflusst von US-Radiolegenden wie Wolfman Jack oder Charlie Tuna, fand er Anfang der 1980er-Jahre selbst den Weg ans Mikrofon.
Bei Radio M 1 erlebte er sowohl die Zeit aus Südtirol und des reinen Kabelradios als auch den historischen UKW-Start des privaten Rundfunks am 29. Mai 1985. Später war er unter anderem bei Radio 1 und Radio Xanadu, das später zu ENERGY wurde tätig, wo er nach eigener Aussage große gestalterische Freiheiten hatte. Weitere Stationen folgten, darunter Radio 7 in Ulm und Radio Gong 96,3, wo Kreh als Musik- und Programmchef Verantwortung übernahm.
Auch im digitalen Radio war Wolfgang Kreh präsent: Im DAB+ Programm Radio Gong Mobil moderierte er die Media Control Top 40. Bundesweit bekannt wurde er zudem unter dem Namen „Mr. Music“ mit den „Retro Charts“ auf 106.4 TOP FM in Fürstenfeldbruck, die er bis 2016 sonntags präsentierte.
Parallel zu seiner Radiokarriere arbeitete Kreh viele Jahre für Warner Music (später Warner Chappell), wo er unter anderem als Professional Manager und für die Rundfunkpromotion tätig war. Durch diese Tätigkeit galt er als bestens vernetzt und stets nah am aktuellen Musikgeschehen. In mehreren Diskotheken legte er stets die neuesten Scheiben aus den USA auf.
Im Februar 2018 blickte Wolfgang Kreh in einem ausführlichen Interview mit Thomas Kircher auf sein „radioaktives Leben“ zurück. Darin beschrieb er die frühen, ungezwungenen Jahre des Privatradios ebenso wie die zunehmende Formatierung der Programme, die er zwar als notwendig, aber auch als Einschränkung der Vielfalt bewertete. Nach gesundheitlichen Problemen hatte sich Kreh zuletzt weitgehend aus dem aktiven Radiogeschäft zurückgezogen.
Wolfgang Kreh galt in der Branche als leidenschaftlicher Musikexperte mit außergewöhnlichem Detailwissen und als wichtiger Mentor für zahlreiche Radiomacher. Sein Tod bedeutet für die deutsche Radioszene den Verlust eines ihrer profilierten Pioniere.
Die Verabschiedung auf Facebook geschah im Namen von Wolfgang Kreh auf seinen ausdrücklichen Wunsch hin mit diesem Video.
So erinnert sich sein Radiokollege Mike Uhini: „Seine extrem lockere Präsentation von Sendungen begeisterte, gerne war ich damals im Studio bei seinen Shows dabei. Nach dem Ende des Münchner M 1 hörte ich länger nichts von Wolfgang. Anfang der 90er startete ein neues Radio M 1 aus Südtirol, wobei viele Sendungen in München produziert wurden, unter anderem auch von mir. Da rief mich Wolfgang an. Er wolle gerne was machen für die Station, sagte er. Ich sprach mit dem Programmchef und schon kurz darauf hieß es auf M 1 jeden Donnerstag Abend „M 1 Gold mit Wolfgang Kreh“. Was mir bis heute in guter Erinnerung geblieben ist, sind unsere zahlreichen Treffen. Wir haben stundenlang über Radio und Musik diskutiert. Dabei blitzte immer wieder Wolfgangs unglaubliches Detailwissen auf. Das einzige, was Wolfgang Kreh nie gerne angab, war sein Alter. Und das soll auch so bleiben. Mach’s gut Wolfi und grüß’ die ‚Stars in Heaven‘.“

