Ali Al-Shiblawi spielte schon als Kind im Irak begeistert Fußball. In seiner Heimat übernahm er gelegentlich die Rolle des Schiedsrichters – damals noch als Hobby und nicht im Verein, erinnert sich der 35-Jährige. 2015 kam er nach Dresden und nach seiner Ankunft war vieles neu: Sprache, Kultur und Tradition. „Ich war wie ein Kind in diesem Land“.

Schritt für Schritt baute er sich ein neues Leben auf. Er absolvierte eine Ausbildung als Zahntechniker und arbeitet heute in diesem Beruf. Doch seine Liebe und Begeisterung zum Fußball blieb und half ihm, anzukommen und Kontakte zu knüpfen. „Fußball hat mir geholfen, mich einzugliedern. Fußball ist überall.“

Fußball hat mir geholfen, mich einzugliedern. Fußball ist überall.

Ali Al-Shiblawi
begeistert sich für Fußball seit seiner Kindheit

Der große Schritt: Wechsel zu Dynamo Dresden

Vor zweieinhalb Jahren begann Ali als Schiedsrichter-Assistent beim Dresdner SC. „Ich habe angefangen mit dem DSC, und nach zwei Jahren bin ich zu Dynamo Dresden gewechselt.“ Dieser Wechsel sei für ihn ein großer Schritt gewesen. „Ich hatte Sorge, dass sie mich nicht nehmen. Viele haben gesagt, bei Dynamo ist es schwierig, weil sie genug Schiedsrichter haben und sie spielen in der zweiten Bundesliga. Und du bist Ausländer.“

Aber Ali habe sich trotzdem beworben, zumal ihm auch andere Dynamo-Schiedsrichter, die er schon kannte, gesagt hätten, sie würden sich freuen, wenn er dazukommt. „Und es hat geklappt. Das war mein großer Traum“. Die Aufnahme sei dann herzlich gewesen: „Ich wurde gleich zum Weihnachtsfest mit der ersten Mannschaft eingeladen.“

Chef auf dem Platz als Ansporn

Seit September pfeift Ali für Dynamo im Jugendbereich bis zur Stadtliga B: „Es macht mir Freude, weil ich nicht nur Spieler bin, sondern Chef auf dem Platz. Ich halte Ordnung für 22 Spieler, Trainer, Ersatzbank. Das sind 40 Menschen und ich muss mit allen klarkommen.“ Diese Aufgabe erfordere nicht nur Regelkenntnis, sondern auch psychologisches Feingefühl. „Jeder Spieler hat andere Gedanken im Kopf. Ich muss zuhören, ruhig bleiben, auch wenn geschimpft wird.“

Die Verantwortung und positive Momente bestärken ihn: „Manche Mannschaften bedanken sich nach dem Spiel, auch wenn sie verloren haben. Das zeigt Respekt.“ Sein schönstes Erlebnis bisher? „Ein Spiel ohne Gelbe oder Rote Karte, das war mein Traum. Letztens habe ich das geschafft. Ein Spieler kam danach zu mir und sagte: ‚Das ist Quatsch, du hättest mindestens vier Gelbe geben müssen.‘ Wir haben gelacht.“

„Dresden die perfekte Stadt“

Für Ali zählt dabei nicht das Geld. 20 bis 30 Euro pro Spiel seien eher symbolisch. „Es ist Ehrenamt, aber ich mache es aus Liebe zu Sport.“ Und Dresden sei für ihn die perfekte Stadt dafür: sauber, mit frischer Luft und vielen Sportplätzen. „Wenn ich in andere Städte fahre, fühle ich mich fremd. In Dresden fühle ich mich zuhause. Ich lebe hier wie in meinem ersten Heimatland.“

In Dresden fühle ich mich zuhause. Ich lebe hier wie in meinem ersten Heimatland.

Ali Al-Shiblawi
lebt gern in Dresden und engagiert sich bei Dynamo

Vielfalt als Bereicherung für Dynamo

Auch Dynamo Dresden schätzt seinen Einsatz, wie Nachwuchsleiter Marco Hartmann betont. „Die Schiedsrichter sind Teil unseres Spiels. Sie helfen, dass wir Kinderfußball auf hohem Niveau zeigen können. Ali ist offen, stellt Fragen, will Regeln genau verstehen. Das macht er ordentlich.“ Für Hartmann ist Vielfalt ein Gewinn. „Wie überall in der Gesellschaft ist es eine Bereicherung. Andere kulturelle Einflüsse sind wichtig – für Kinder, für den Fußball, für uns alle.“