Kiew/Tel Aviv – Er galt als enger Vertrauter von Präsident Wolodymyr Selenskyj (47) – jetzt steht Timur Mindich (46) im Zentrum eines der größten politischen Skandale der Ukraine. Der Verdächtige einer millionenschweren Korruptionsermittlung soll im November aus der Ukraine geflohen sein – nur Tage, bevor ihn die Justiz wegen Bestechung, Amtsmissbrauchs und illegaler Bereicherung anklagen wollte. Das Enthüllungsportal „Ukrainska Pravda“ spürte Mindich in Israel auf und veröffentlichte am 26. Dezember ein Interview mit ihm, über das nun auch „The Kyiv Independent“ berichtet.

In dem Gespräch nimmt der einstige Miteigentümer von „Kvartal 95“, dem von Selenskyj gegründeten Fernsehstudio, zu den schweren Vorwürfen Stellung. Die Ermittlungen rund um das staatliche Atomkraftunternehmen Energoatom haben sich inzwischen zu einem politischen Erdbeben entwickelt.

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Das Nationale Antikorruptionsbüro der Ukraine sieht Mindich als mutmaßlichen Drahtzieher des Systems. Doch kurz vor der Anklage soll er gewarnt worden sein – und verließ das Land. Am 1. Dezember ordnete das Hohe Antikorruptionsgericht schließlich Untersuchungshaft in Abwesenheit an. Mindich soll hinter den Kulissen die Auftragsvergabe und Geldflüsse im Energiesektor kontrolliert haben. Im Zuge dessen mussten auch schon die ukrainische Energieministerin Switlana Hryntschuk und Justizminister Herman Haluschtschenko (früher selbst Energieminister) ihren Hut nehmen.

Im Interview gibt sich Mindich betont defensiv. Er könne das Verfahren nicht kommentieren, seine Anwälte hätten es ihm untersagt. Zugleich rechnet er mit den Medien ab. Berichte hätten ihn zur Schlüsselfigur des Skandals gemacht. Er sei als „Extremist“ und „schuldig“ dargestellt worden, klagt Mindich. Eine Flucht weist er zurück – seine Ausreise sei lange im Voraus geplant gewesen.

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Auch die Nähe zur Macht spielt er herunter. Es sei „lange her“, dass er zuletzt mit Präsident Selenskyj gesprochen habe. Enge Kontakte zu Andrij Jermak (54), Selenskyjs früherem Stabschef, bestreitet er ebenfalls – obwohl er ihn früher noch als engen Freund bezeichnet hatte. Jermak war zuletzt zurückgetreten, mutmaßlich im Zusammenhang mit denselben Ermittlungen.

Brisant sind auch die Vorwürfe rund um das Rüstungsunternehmen Fire Point. Die Firma, die es vor der russischen Invasion nicht gab, erhielt später massive Mittel aus dem Drohnen-Budget des Verteidigungsministeriums – auch finanziert durch westliche Partner wie Deutschland und Dänemark. Mindich weist jede Verbindung zurück.

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Doch Zweifel bleiben: Bereits im August berichtete „The Kyiv Independent“, dass Ermittler des Nationalen Antikorruptionsbüros der Ukraine die tatsächlichen Eigentumsverhältnisse von Fire Point bis zu Mindich zurückverfolgen. Drei Quellen bestätigten das dem Medium.