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Ausgelassene Stimmung in der Pumpe

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Rock-Rap-Band Grell in Kiel: Musikalische Befreiungsschläge für eine Party

Die Rap-Rock-Band Grell aus Neumünster feierte mit ihren rund 200 Fans in der Pumpe einen fulminanten Jahresabschluss. Das Quintett begeisterte in Kiel mit ihrem vielschichtigen Stil, Partytauglichkeit und Haltung.

Kiel. Sänger Fabian Köster blickt beim Jahresabschlusskonzert seiner Rap-Rock-Band Grell zurück auf seine Schulzeit. In seiner Englischprüfung wurde er nach „serious job options“ gefragt und als er mit „Rockstar“ geantwortet habe, da „haben sie gelacht“ und nun straft Köster in der mit rund 200 Gästen gut besuchten Pumpe den Hatern lügen.

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Partytaugliche Mixtur

Frontmann Köster wirft sich seit dem ersten Takt des Openers „Träumer“ mit vollem Körpereinsatz in jeden Song, bounct respektive headbangt synchron mit seiner gesamten Band und Publikum auf den schleppenden Downbeat und ruft: „Wo sind die Verrückten?“ Offensichtlich alle da, im positiven Sinne, denn die Meute fühlt sich von der kolossal-krachenden Mixtur, die David Seymour Bergner (Gitarre), Maximilian Reinhold (Gitarre), Yannik Mitzloff (Bass) und Arne Schmidt (Schlagzeug) auf die Bühnenbretter knallen, abgeholt und gehorcht dem animierenden Köster aufs Wort. Bei Grell verschmelzen Rock, Punk und Metal miteinander – und eine gehörige Portion Rap wird gleich mit verquirlt. Von letzterem gibt Köster bei „Wir machen, was wir wollen“ eine technisch saubere Kostprobe, es folgen elektronische Rave-Elemente und der typische, harte Metal-Part. Alles fügt sich ineinander, ohne überladen zu wirken und ist vor allem: partytauglich!

Neben Stilvielfalt zeigen Grell auch Haltung

Die fünf Neumünsteraner servieren einen musikalischen Befreiungsschlag nach dem nächsten. Mit „Spring“, „Jung und dumm“ oder „Rock den Punk“ stehen die perfekten Live-Songs auf der Setlist und Köster zieht weiter alle Register, initiiert Moshpits, eine „Wall of Love“ und fasst zusammen: „Holy Shit! Das hat reingeknallt!“ Die Herzschmerz-Nummer „Fuck it“ steht dazu im wunderbaren Kontrast, der melodische Gitarren-Pop ist eine willkommene Abwechslung zum Verschnaufen. So vielschichtig der Stil ist, so geben sich Grell auch inhaltlich keinesfalls mit dem Allgemeinen versöhnlich. Sie üben Gesellschafts- und Konsumkritik in „Labyrinth“ und „Ferrari“ und haben mit „Wenn ich schweig“ ebenso den politischen Kommentar im Songkatalog.

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Grell zeigen damit einmal mehr Haltung, bevor Fabian Köster „Bier und Schweiß“ im Saal wittert, es „ziemlich gut findet“ und es mit „Jugendlicher Wahnsinn“ und „Was ist da los“ nochmals richtig kracht. Die überschüssigen Kalorien, die auf dem Weihnachtsteller gelandet waren, sind somit gleich wieder verbrannt.

KN