Das Land Baden-Württemberg hat 2015 ein umfangreiches Hochwasserschutzprogramm zur Dammertüchtigung aufgelegt. Einige Projekte bekamen aufgrund der akuten Gefährdungslage höchste Priorität, darunter auch das rund vier Kilometer lange Teilstück des Mannheimer Rheindamms am Waldpark. Zwei Varianten sind im Rennen: Ein neuer Erddamm oder eine Spundwand aus Stahl.

Davon hängt ab, wie viele Bäume gefällt werden müssen. Das Regierungspräsidium jprüft die Spundwand-Variante intensiv. Darum sind deren Befürworter zuversichtlich, dass ein Großteil der Bäume im Mannheimer Waldpark gerettet werden kann.

Ursprüngliche Planung: Rodung von rund 1.000 Bäumen

Ursprünglich wollte die Planungsbehörde, das Regierungspräsidium Karlsruhe, den Damm zwischen dem Mannheimer Stadtteil Lindenhof und dem Großkraftwerk Mannheim zu großen Teilen in Erdbauweise erneuern. Auf rund vier Kilometern Länge sollte dort eine bis zu zehn Meter breite baumfreie Zone auf beiden Seiten des Damms entstehen. Dafür sollten rund 1.000 größere Bäume gefällt werden.

Massiver Protest aus der Bürgerschaft und von Umweltverbänden

Dagegen regte sich massiver Protest von Bürgerinnen und Bürgern sowie von Umweltverbänden. Die Initiative Waldpark wurde gegründet. Die Bürgerinteressengemeinschaft BIG Lindenhof stellte bereits 2019 eine alternative Lösung vor. Durch das Einsetzen einer durchgängigen selbsttragenden Spundwand aus Stahl könnten die meisten Bäume erhalten werden, erklärten Experten der BIG, gleichzeitig sei der Hochwasserschutz gewährleistet.

Menschenkette auf dem Rheindamm im April 2022

Menschenkette auf dem Rheindamm Mannheim im April 2022

Am 24. April 2022 protestierten rund 1.500 Bürgerinnen und Bürger mit einer Menschenkette im Waldpark gegen die Pläne des Regierungspräsidiums. Die Stadt Mannheim als Planfeststellungsbehörde beauftragte einen weiteren Dammexperten mit einem Gutachten. Dieser schätzte eine durchgängige selbsttragende und baumerhaltende Stahl-Spundwand als sicherer und günstiger ein als den Erddamm. Das Regierungspräsidium wurde aufgefordert, die Planung dahingehend zu überarbeiten.

Machbarkeitsprüfung für selbsttragende Spundwand

Seit 2024 prüft das Regierungspräsidium nun die technische Machbarkeit der Variante einer durchgängigen selbsttragenden Spundwand vor dem Hintergrund der besonderen Gefährdungslage Mannheims bei einem Extremhochwasser. Dafür wurden Untersuchungen in Auftrag gegeben. So wurden das Strömungsverhalten des Grundwassers unter dem Damm analysiert und ein Baumgutachter eingeschaltet.

Denn die Stahlwand müsste mehr als 15 Meter tief in den Boden eingelassen werden. Die Prüfung sei sehr komplex und erfordere neue Untersuchungen und fachliche Betrachtungen, das brauche Zeit, so das Regierungspräsidium gegenüber dem SWR.

Regierungspräsidium: Prüfungsergebnisse im Lauf des Jahres 2026

Erste Ergebnisse sollen 2026 vorliegen. Sowohl das Umweltforum Mannheim, in dem die Umwelt- und Naturschutzverbände zusammengeschlossen sind, als auch die Bürgerinteressengemeinschaft Lindenhof sind inzwischen zuversichtlich, dass die selbsttragende Spundwand-Lösung in die Planfeststellung eingebracht wird. Das Ziel sei, möglichst viele Bäume zu erhalten. Man sei dankbar dafür, dass die Experten des Regierungspräsidiums den derzeitigen Planungsstand im November im Mannheimer Umweltforum vorgestellt hätten, so die Geschäftsführerin gegenüber dem SWR. Mit der Offenlage der Planungsunterlagen rechnet das Regierungspräsidium nicht vor dem vierten Quartal 2026.