Festivalbericht vom 21. Dezember 2025, Alter Schlachthof Dresden

Kurz vor Weihnachten, wenn andernorts Lichterketten flackern und sich Menschen durch überfüllte Märkte schieben, öffnete der Alte Schlachthof in Dresden traditionell
seine Tore für eine ganz andere Art von Jahresabschluss.
Die Eisheilige Nacht sind längst mehr als eine Festivalreihe – sie sind Ritual, Wiedersehen, Heimkehr. Auch 2025 machte das wandernde Mittelalter-Rock-Fest Station an der Elbe
und verwandelte die ehrwürdige Halle erneut in einen warmen,
lauten und gemeinschaftlichen Zufluchtsort.
Schon lange vor Einlass zeigte sich, welchen Stellenwert dieses Event in der Szene hat. Schlangen bildeten sich früh, alte Freunde fielen sich in die Arme,
neue Bekanntschaften entstanden fast beiläufig.
Man tauschte Geschichten aus, lachte, plante bereits das kommende Jahr.
Die Vorfreude lag förmlich in der Luft – getragen von der Gewissheit,
dass dieser Abend wieder mehr sein würde als nur Musik.
Ein Abend mit Herz: Eric Fish eröffnet die Eisheiligen Nächte

Pünktlich um 18 Uhr trat Eric Fish ins Licht.
Kein großes Pathos, kein Star-Gehabe,
vielmehr ein ehrliches „Hallo Freunde“, das sofort Nähe schuf.
Mit spürbarer Wärme stellte Eric die Bands für den Festivalabend vor
und würdigte besonders die Rückkehr von Schandmaul,
deren schwierige Phase vielen noch präsent ist.
Jubel brandete auf, Gänsehaut inklusive.
Auch Kupfergold und Haggefugg wurden nicht einfach angekündigt,
sondern willkommen geheißen – als Teil einer großen, gewachsenen Gemeinschaft.
Haggefugg – Dudelsack, Druck und ein leuchtender Moment der Hoffnung
Den Auftakt des Abends übernahmen Haggefugg und sie machten vom ersten Ton an klar, dass sie nicht gekommen waren, um höflich vorzufühlen.

Die „Stimmungsmacher aus Köln“ warfen mit dem Opener „Tanz und Gloria“ sofort den Motor an. Dudelsäcke, treibende Rhythmen und eine spürbare Spielfreude sorgten dafür, dass der Alte Schlachthof augenblicklich in Bewegung geriet.
Stillstehen war keine Option, Mitgehen dagegen unvermeidlich.

Mit ihrem Schlachtruf „Wir sind Haggefugg – und ihr seid Haggefoll!“
hatten sie das Dresdner Publikum unmittelbar auf ihrer Seite.
Die Reaktion kam prompt: Arme gingen hoch, Kehlen wurden laut, und der Saal verwandelte sich in einen brodelnden Hexenkessel.

Spätestens bei „Spiegelein“ war die Stimmung endgültig entfesselt,
die kollektiven „Hey-Hey-Hey“-Rufe hallten bis unter das Dach des Schlachthofs.
Doch Haggefugg beschränkten sich nicht nur auf ausgelassene Eskalation.
Mit „Brennende Welt“ schlugen sie bewusst leisere, nachdenklichere Töne an.

Ein Moment, der sich spürbar vom Rest des Sets abhob:
Im gesamten Saal gingen die Handylampen an, für einen kurzen Augenblick flammte sogar das Saallicht auf. Was entstand, war mehr als ein Lichtermeer, es war ein stilles Zeichen von Zusammenhalt, Hoffnung und gegenseitiger Aufmerksamkeit.
Ein selten ehrlicher Moment inmitten all der Lautstärke, der noch nachwirkte.

Danach zog die Band das Tempo wieder an.
„Böses Spiel“ brachte die Energie zurück auf Maximum, bevor der Auftritt mit dem „Totentanz“ sein furioses Ende fand. Frontmann Gregor Krähenkehle wirbelte mit seinem markanten Totenstab wie ein Derwisch über die Bühne, als wolle er die letzten Reserven aus Band und Publikum gleichermaßen herauspressen.
Nach gerade einmal 30 Minuten war Schluss – viel zu früh, wie viele im Saal fanden.

Unser Fazit
Unterm Strich lieferten Haggefugg einen kompakten, intensiven und emotional überraschend vielschichtigen Auftakt.
Sie zeigten, warum sie sich in der Szene längst einen Namen gemacht haben
und warum ihre erste Headlinertour im Frühjahr 2026 mit Spannung erwartet werden darf.

Ein Einstieg, der nicht nur anheizte, sondern direkt ein klares Statement setzte:
Die Eisheilige Nacht 2025 waren eröffnet.
Kupfergold – Newcomer mit Herz, Haltung und hemmungsloser Spielfreude
Nach dem druckvollen Auftakt von Haggefugg wechselte die Stimmung nicht etwa in ruhigere Gefilde – sie explodierte.

Kupfergold stürmten die Bühne wie ein frischer Orkan und
machten innerhalb weniger Sekunden klar,
warum sie derzeit als Newcomer-Sensation der Mittelalterszene gehandelt werden.
Charmant, frech und mit einem Augenzwinkern stellten sie sich selbstironisch als
die „neuen Assis der Szene“ vor,
eine Aussage, die vom Publikum mit Gelächter quittiert wurde.

Im Zentrum des Geschehens: Frontfrau Bonnie Banks.
Mit kraftvoller Stimme, scharfem Humor und einer gehörigen Portion rotziger Selbstverständlichkeit zog sie den Schlachthof mühelos auf ihre Seite.
Bonnie führte nicht nur durch das Set, sie dirigierte den ganzen Raum,
mal lachend, mal provozierend, dann wieder überraschend nachdenklich.

Kupfergold verstanden es, ihr Publikum aktiv einzubinden:
Der augenzwinkernde „Bildungsauftrag“ der Band wurde kurzerhand umgesetzt,
als der Saal in Rekordzeit sein imaginäres Kupfergold-Abitur ablegte.

Auch an der „Vitaminversorgung“ mangelte es nicht,
der Running Gag um „Obst im Haus“ wurde zur kollektiven Mitmachnummer.

Musikalisch glich der Auftritt einer rasanten Achterbahnfahrt.
Derbe Mitsing-Hymnen wie „Zum Goldenen Rammler“ ließen den Saal toben, während die Band im nächsten Moment mühelos auf emotionalere Ebenen wechselte.

Gerade diese Kontraste machten den Reiz aus:
Kupfergold können Krawall, aber sie können auch Haltung. Bei einem der ruhigeren Songs – begleitet von einem wachsenden Lichtermeer – bedankte sich die Band sichtlich bewegt bei Subway to Sally für die Einladung und nutzte den Moment, um an Achtsamkeit, Zusammenhalt und gegenseitigen Respekt zu erinnern.
Ein ehrlicher Augenblick, der zeigte,
dass hinter dem ganzen Spaß eine klare Botschaft steckt.

Der absolute Höhepunkt des Sets ließ jedoch niemanden unbeteiligt:
Bei „Koboldkeilerei“ tauchte plötzlich ein kleiner grüner Leprechaun auf, der auf den Händen der Fans durch den Saal surfte und kleine Geschenke aus seinem Goldtopf verteilte. Ein surrealer, herrlich chaotischer Moment, der perfekt zur Band passte.

Unser Fazit
Nach 45 Minuten war Schluss – zumindest für heute.
Kupfergold hatten in dieser knappen Dreiviertelstunde bewiesen,
dass sie mehr sind als ein kurzlebiger Hype.
Sie lieferten pure Action, ehrliche Emotionen und eine Energie, die ansteckend ist.

Wenn das hier wirklich die „allergeilste Legierung im All“ war,
dann darf man sich sicher sein:
Diese Mischung wird bleiben,
und sie wird noch deutlich größere Bühnen zum Glühen bringen.

Schandmaul – Tatzelwurm-Rennen, klare Haltung und die Wall of Love
Nach einer erstaunlich kurzen Umbaupause von kaum zwanzig Minuten übernahmen Schandmaul als Co-Headliner das Ruder und machten vom ersten Moment an deutlich, dass sie mit voller Kraft auf Kurs sind.
Die letzten Jahre waren für die Band alles andere als leicht,
doch an diesem Abend zeigte sich:

Schandmaul stehen geschlossen da, selbstbewusst, spielfreudig und
getragen von einer treuen Gemeinschaft aus Fans und Band.
Klassiker wie „Königsgarde“ und „Hexen Einmaleins“ entfachten sofort ausgelassene Bewegung im Saal und bewiesen, dass das Repertoire nichts von seiner Wucht verloren hat.

Ein echtes Highlight – und längst ein Markenzeichen der Band – war das neu aufgelegte Tatzelwurm-Rennen.
Die beiden Freiwilligen Erik und Eileen lieferten sich ein emotionales und zugleich herrlich chaotisches Crowdsurfing-Duell auf aufblasbaren, grünen Krokodilen.

Einmal quer durch den Schlachthof, vorbei am FOH und wieder zurück Richtung Bühne, inklusive kleiner Abstürze, lauter Anfeuerungsrufe und jeder Menge Gelächter.

Am Ende gab es keine Verlierer: Beide wurden gefeiert, mit einem Freigetränk belohnt und durften bei „An der Tafelrunde“ direkt auf der Bühne weiterfeiern,
ein Moment, den die Beiden wohl nie vergessen werden.

Schandmaul nutzten ihre Bühne aber nicht nur für Spaß, sondern auch für klare Haltung. Mit „Bunt und nicht braun“ setzten sie ein deutliches Zeichen für Vielfalt, Toleranz und Menschlichkeit. Unterstützt von bunten Bällen, die durch die Menge hüpften, wurde aus der Botschaft ein sichtbares Symbol – leichtfüßig, aber unmissverständlich.

Zu den emotionalsten Momenten des gesamten Abends gehörte „Dein Anblick“.
Der Schlachthof verwandelte sich in ein einziges Lichtermeer, Stimmen verschmolzen zu einem gemeinsamen Chor, und selbst nachdem der Song verklungen war,
trug das Publikum den Refrain noch minutenlang weiter.

Dieser Augenblick machte greifbar, wie tief die Verbindung zwischen Schandmaul und ihren Fans reicht, hier standen keine Künstler einer anonymen Masse gegenüber, sondern eine Gemeinschaft, die sich gegenseitig trägt.

Den Schlusspunkt setzte schließlich die viel zitierte Wall of Love bei
„Knüppel aus dem Sack“.

Statt Aggression oder Chaos dominierte hier ein starkes Gefühl von Zusammenhalt:
Menschen lagen sich in den Armen, halfen einander auf, lachten, feierten.
Gemeinschaft statt Konfrontation – ein Konzept, das an diesem Abend voll aufging.

Mit „Walpurgisnacht“ ließ Schandmaul den Alten Schlachthof dann noch ein letztes Mal kollektiv eskalieren.
Unser Fazit

Auch wenn Thomas Lindner nicht mehr selbst am Mikrofon steht, war spürbar, dass mit
Till Herence ein neuer Sänger gefunden wurde, der nicht nur stimmlich überzeugt, sondern sich auch menschlich nahtlos in die Schandmaul-Familie eingefügt hat.
Till ist nicht mehr als Ersatz zu sehen,
sondern ist nunmehr der Sänger von Schandmaul! Fertig…!

Wir freuen uns auf das neue Album „Sternensegler“ und auf die Tour 2027!
Insgesamt bewiesen Schandmaul, dass sie nicht nur musikalisch wieder voll da sind, sondern auch emotional und menschlich genau wissen, wofür sie stehen.

Ein Auftritt, der Spaß, Haltung und Herz miteinander verband und der zeigte,
warum diese Band für so viele mehr ist als nur ein weiterer Name im Line-up.

Subway to Sally – Ein Phönix aus Feuer, Worten und Gemeinschaft
Um 21:20 Uhr war der Moment gekommen, auf den viele den gesamten Abend hingearbeitet hatten. Mit Subway to Sally betraten nicht nur die Headliner, sondern auch die Namensgeber der „Eisheilige Nacht“ die Bühne.
Schon der Auftakt machte unmissverständlich klar, dass hier kein gewöhnlicher Festivalabschluss bevorstand, sondern ein dramaturgisch durchkomponiertes Gesamtkunstwerk.

Zu den ersten, wuchtigen Klängen entfaltete sich auf der Bühne ein gigantischer, rot gefiederter Phönix, der sich majestätisch im Takt der Musik bewegte. Umrahmt von Rauch, Feuer und tiefrotem Licht entstand eine Bildsprache, die sofort unter die Haut ging.

Es war kein bloßer Effekt, sondern eine visuelle Übersetzung dessen,
wofür Subway to Sally seit Jahrzehnten stehen:
Wiederaufstehen, Widerstandskraft, Wandlung.

Der Song bekam durch diese Inszenierung eine zusätzliche Ebene,
fast schon etwas Mythisches.

Mit „Leinen Los“ wurde das Bild komplett. Segel setzen, Kurs aufnehmen – nicht nur auf der Bühne, sondern im ganzen Saal. Tausende Arme breiteten sich aus, das Publikum bewegte sich wie eine einzige große Welle durch den Alten Schlachthof.

Spätestens bei „Was ihr wollt“ explodierte die Szenerie endgültig:
Gewaltige Feuerfontänen schossen in die Höhe, tauchten die Gesichter der Fans in flackerndes Licht und ließen die ohnehin schon aufgeheizte Halle noch einmal

Man konnte die Hitze fühlen, nicht nur sehen,
eine physische Erfahrung, die sich tief einbrannte.

Ein besonders intensiver, fast ehrfürchtiger Moment folgte mit „Kleid aus Rosen“.
Eric Fish zerriss zwei Rosen über der Band, die Blütenblätter fielen wie roter Schnee auf die Musiker herab. Für einen Augenblick schien der Raum stillzustehen. Gänsehaut breitete sich aus, nicht durch Lautstärke, sondern durch Bedeutung.

Ebenso verbindend wirkte „Zu Hügel“, als sich wildfremde Menschen
die Hände auf die Schultern legten und gemeinsam sangen.
Hier wurde greifbar, was Subway to Sally ausmacht:
Musik als verbindendes Ritual, nicht als Konsumprodukt.

Nackt, ehrlich, intensiv
Ein besonderer Abschnitt des Sets war der Akustikteil.

Eric Fish kündigte an, die sonst so wuchtigen Rock- und Metalnummern einmal bewusst „nackig“ zu präsentieren. Neu arrangierte Versionen von „Sag dem Teufel“,
„Ohne Liebe“ und „Tanz auf dem Vulkan“ legten den Fokus auf Text, Melodie und Emotion – ein intimer Vorgeschmack auf die kommende Nackt³-Tour.
Die Reduktion wirkte dabei nicht wie ein Bruch, sondern wie ein Innehalten,

Doch Subway to Sally wären nicht Subway to Sally, wenn diese Ruhe nicht gezielt wieder gebrochen würde. Bei „Die Henkersbraut“ zeigte Eric Fish erneut seine Qualitäten als Feuerspucker, während „Eisblumen“ den Schlachthof in kühles, blaues Licht tauchte und für einen atmosphärischen Kontrast sorgte, der fast winterlich wirkte – passend zur Jahreszeit und zum Namen der Konzertreihe.
Räuber, Narren und ein gemeinsames Finale
Ein Herzstück des Abends war ohne Zweifel „Räuber und Narren“, eigens für das diesjährige Tour-Motto geschrieben.
Subway to Sally holten ihre Freunde von Schandmaul zurück auf die Bühne.

Wie es die Tradition verlangt, mündete alles im großen Finale mit dem „Veitstanz“.
Noch einmal stürmten alle Bands des Abends
– Haggefugg, Kupfergold und Schandmaul –

Der Schlachthof versank im Farbenmeer, Musiker erschienen in knalligen rosafarbenen Jacken, mit bunten Perücken, die Grenzen zwischen Bühne und Publikum
lösten sich endgültig auf.

Chaos, Freude, Ausgelassenheit – aber immer getragen von einem positiven, gemeinschaftlichen Geist.
Nach den Zugaben „Wenn Engel hassen“, „Sieben“ und dem unvermeidlichen
„Julia und die Räuber“ ließ ein sichtlich bewegter Eric Fish
die Fans schließlich in die Dresdner Nacht ziehen.
Nicht ohne ihnen zuvor das feierliche Versprechen abzunehmen,
sich im nächsten Jahr an gleicher Stelle wiederzusehen.
Ein Abschluss, der nicht einfach nur ein Konzert beendete, sondern ein ganzes Jahr.
Unser Fazit:
Zum Ende dieses Abends blieb vor allem ein Gefühl: Gemeinschaft.
Die Fans feierten im Alten Schlachthof ausgelassen, sangen aus voller Kehle mit und ließen sich bereitwillig von der Energie auf der Bühne tragen.
Immer wieder zeigte sich, wie stark Musik verbindet – wie sie Menschen unterschiedlichster Herkunft, Altersgruppen und Lebenswege für ein paar Stunden zu einer einzigen, pulsierenden Masse verschmelzen lässt.
Die Stimmung war dabei durchweg offen und freundschaftlich: Es wurde getanzt, gelacht, sich in den Armen gelegen und gemeinsam gefeiert, ohne jede Form von Berührungsangst.
Gerade darin liegt der besondere Wert der „Eisheilige Nacht“.
Eine intensive Atmosphäre, ehrliche Emotionen und zahlreiche unvergessliche Live-Momente machten diesen Abend zu einem echten Winter-Highlight.
Wer die Möglichkeit hat, sollte sich dieses Event auch in Zukunft nicht entgehen lassen.
Denn eines ist jetzt schon sicher:
Die nächste Ausgabe der „Eisheilige Nacht“ wird bereits sehnsüchtig erwartet.
©Text: Saskia Giedow-Luboch
Wir bedanken uns an dieser Stelle bei Bernd Aust Kulturmanagement GmbH für die Akkreditierung, Organisation und Durchführung vor Ort.