Die Gründe für die Einsamkeit sind vielfältig: Der Tag richtet sich nach dem Kind, der bisherige Alltag existiert nicht mehr. Zwischen Schlafen, Essen, Wickeln, Baden, Spielen, Spazieren und Terminen rund um das Baby bleibt wenig Zeit und Kapazität für soziale Kontakte oder sich selbst. Lito-Laura Gerhold, Fachärztin für psychosomatische Medizin und Psychotherapie sowie Fachärztin für Psychiatrie in der Geburtsklinik der Charité Berlin, beschreibt das Einsamkeitsgefühl so: „Das ist ein gewisser Schmerz über den Verlust des bisherigen Alltags. Ein Gefühl des fehlenden Austauschs, eine leichte Niedergeschlagenheit, die vielleicht noch nicht so ausgeprägt ist wie bei einer Depression.“ Es gehe um ein Gefühl der Schwere.

Ausreichend Austausch gebe es auch in speziellen Gruppen für Eltern mit Kindern nicht, wie Dreifachmutter Katharina G. aus Berlin-Wilmersdorf beschreibt: „Man kann das nicht mit einem normalen Treffen mit Freund:innen vergleichen, weil jeder sich um sein Baby kümmern muss. Man ist nur am Hinterherrennen, Füttern, Saubermachen und man guckt ständig auf die Uhr, ob das Baby gleich quengelig wird und Mittagsschlaf braucht.“

Der Studie zufolge fühlt sich rund jede dritte Frau (30 Prozent) sozial isoliert. 71 Prozent hadern zusätzlich mit dem Schlafmangel und 68 Prozent mit der Erschöpfung. Davon berichtet auch die 35-jährige Katharina: „Abends bin ich meistens zu müde, um mich mit Freundinnen zu treffen und sogar oft, um lange Gespräche mit meinem Mann zu führen. Da sitze ich dann wieder ‚einsam‘ auf der Couch.“ Psychosomatikerin Lito-Laura Gerhold warnt: „Wenn jemand in so einem Einsamkeitszyklus gefangen ist, dann wird es schwieriger, wieder Kontakte zu suchen. So kann man in einen Teufelskreis geraten, der die Symptome verstärkt und zu einem Verlust von Selbstwert führen kann.“