28. Dezember 1984 in Dresden: an dem nasskalten Freitag geht das Ehepaar Tschök ins Centrumwarenhaus in der Prager Straße. Weil das Spielzimmer der Kinderbetreuung schon voll ist, stellen sie den Kinderwagen am Eingang der Betreuungsstelle ab – neben anderen Kinderwagen. Als sie nach 30 Minuten zurückkommen, ist der Kinderwagen leer. Ihr fünf Monate alter Felix Tschök wurde gestohlen. Die Volkspolizei startet eine große Suche und fahndet nach Felix.
Mysteriöser Entführungsfall mit politischen Dimensionen
Neun Tage später wird in Dresden ein Kleinkind gefunden, ausgesetzt in einem Pappkarton. Es ist nicht Felix. Der Junge ist einige Monate älter und reagiert nicht auf Ansprache in deutscher Sprache. Ein gestohlenes Baby und ein ausgesetztes: Die Spur führt zum russischen Geheimdienst KGB, zur Roten Armee und zu vielen Fragen. Das unbekannte Findelkind hat Narben von Infusionsschnitten an den Ärmchen, die Ärzte in der DDR nicht vornahmen, der Karton stammt aus einem HO-spezialgeschäft, zu dem nur Sowjets Zutritt hatten. Wurde dieses Kind als Austauschbaby für Felix dagelassen? Wer hat den Kleinen gestohlen und sein eigenes Kind weggegeben? Und warum? Und die wichtigste Frage: Wo ist Felix?
Nach allem, was wir heute wissen, lebt Felix seit seiner Entführung am 28.12.1984 in der Identität des am 06.01.1985 ausgesetzten Kleinkindes.
Ehepaar Tschök
Eltern des entführten Felix
KI-Bilder zeigen: So könnte Felix aussehen
Die dreiteilige ARD Crime-Time-Doku „Findet Felix! Das gestohlene Baby“ rekonstruiert einen der rätselhaftesten Entführungsfälle der deutschen Nachkriegsgeschichte. „Mittels KI-gestützter Forensik, internationalen Rechtshilfeersuchen, Stasi-Akten und DNA-Spuren führen die Ermittlungen bis ins heutige Russland. Im Zentrum steht eine Familie, die nie aufgehört hat, nach ihrem Sohn zu suchen. Ein Familienschicksal, das politische Dimensionen annimmt.
Komplexer Fall in drei Teilen
Seit 41 Jahren suchen die Eltern und Behörden Felix in Deutschland, Russland, den Nachfolgestaaten der Sowjetunion und im Internet. Die Familie spricht Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder und dessen Frau Doris Schröder-Köpf direkt an, was ohne Reaktion bleibt. Sie demonstriert 2006 in Dresden und bittet Russlands Präsident Putin um Hilfe, als er die Stadt besucht. Keine Reaktion. Dennoch hoffen die Eltern immer noch auf Hinweise und haben eine Belohnung ausgesetzt. Sporadisch melden sich Männer aus Russland, die denken, sie könnten Felix sein. DNA-Abgleiche widersprechen dem.
Auf ihrer dreisprachig gestalteten Homepage schreiben die Eltern über den ARD Crime-Dreiteiler: „Die Dokumentation zeichnet die 40 Jahre seit dem 28.12.1984 präzise nach. Die Zuschauer werden die Komplexität der Handlung verstehen und uns als Familie näher kennenlernen.“
Wir haben trotzdem die Hoffnung, dass sich 40 Jahre nach der Tat, Täter oder Mitwisser endlich erinnern dürfen.
Eberhard und Lenore Tschök
Zitat von der Homage „Wo ist Felix?“
- Die drei Folgen „Findet Felix“ sind in der ARD Mediathek abrufbar.