– Alles wird teurer – bis ein Fürther Wirt etwas anderes verspricht: Zum ersten Januar sollen bei ihm die Preise sinken. Ist das Versprechen so gut, wie es klingt?
Kurz vor Weihnachten sorgte das Grüner Brauhaus in Fürth für Aufmerksamkeit: „Wir senken unsere Preise“, teilte das Lokal seinen Gästen via Social Media mit. Die Entscheidung, die Preise für Speisen ab dem 1. Januar zu reduzieren, sei am 19. Dezember gefallen. Die Ankündigung wurde mit dem Hashtag #Mehrwertsteuer versehen.
Fürths Oberbürgermeister lobte die „vorbildliche Leistung“ des Brauhauses und bedankte sich öffentlich. Doch nicht alle Nutzerinnen und Nutzer reagierten begeistert.
„Senkt ihr die Preise wirklich oder legt ihr nur die neue Mehrwertsteuer von 19 % auf 7 % um, was ohnehin jeder Gastronom ab Januar machen muss?“, fragt ein Kommentator kritisch. Ein anderer rechnet vor: Die Rückkehr zur reduzierten Mehrwertsteuer macht Gerichte rechnerisch rund zehn Prozent günstiger. Das Brauhaus-Schnitzel „Wiener Art“ würde demnach statt 19,90 Euro künftig 17,91 Euro kosten. Laut den Kommentaren sei die Preissenkung weder eine Entscheidung des Wirtshauses noch besonders einsparend für die Gästinnen und Gäste.
Zugegeben: Je weiter man in der Zeit zurückblickt, desto günstiger war das Schnitzel. Im Oktober 2021 kostete das Gericht in gleicher Machart noch 8,90 Euro. Damals waren allerdings auch die Lebenshaltungskosten insgesamt andere.
Grüner Brauhaus-Wirt im Gespräch
Zunächst sinken die Preise „natürlich“ wegen der Senkung der Mehrwertsteuer, betont Michael Urban, Wirt des Grünen Brauhauses. Ohne den Beschluss der Regierung wäre die Weitergabe des Steuererlasses, und damit unter dem Strich eine Preissenkung, nicht möglich: In den vergangenen Jahren musste das Wirtshaus – eher andersherum – seine Preise mehrfach moderat erhöhen, erklärt Urban.
Ein ausschlaggebender Faktor seien vor allem die durch den Mindestlohn gestiegenen Personalkosten, die nach Angaben des Wirtes den größten Kostenposten ausmachen. Aufgrund der weiterhin steigenden Löhne geht Urban davon aus, dass spätestens im Januar 2027 erneut eine Preisanhebung notwendig wird. Hinzu kommen höhere Einkaufs- und Energiekosten, sagt der geschäftsführende Gesellschafter im Gespräch mit der Redaktion.

Die Umstellung der Steuer zum ersten Januar sei für die gesamte Branche existenziell, betont Urban. Das Grüne Brauhaus könne jedoch nicht alle Senkungen weitergeben, sondern im Schnitt je nach Gericht nur etwa ein Drittel. Die Senkung der Mehrwertsteuer sei dringend nötig gewesen, da sie vielen Gastronomen einen kleinen Puffer zum Durchatmen verschaffe.
„Allerdings wird das nicht zu mehr Umsatz und mehr Gästen führen, sondern zunächst das Überleben vieler sichern“, sagt der Wirt. Entspannter wäre die Lage, wenn die vorherige Regierung die Steuersenkung auf Speisen auch nach der Pandemie beibehalten hätte. Jetzt müsse man die Preise möglichst stabil halten und den Investitionsstau der vergangenen Jahre abbauen. „Wir brauchen die Vielfalt in der Gastrolandschaft – die Senkung der Umsatzsteuer trägt hoffentlich dazu bei, diese zu erhalten!“
Deutscher Bundestag stellt klar
Seit Januar 2024 gilt für Speisen in der Gastronomie wieder der reguläre Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent – eine Belastung, die viele Betriebe deutlich zu spüren bekamen. Nun gibt es Entlastung: Am 19. Dezember hat der Bundesrat beschlossen, dass die Steuer für Speisen ab dem kommenden Jahr erneut auf sieben Prozent reduziert wird. Ausgenommen bleibt die Abgabe von Getränken. „Damit soll die Gastronomiebranche gestärkt werden“, teilte der Bundesrat vor wenigen Tagen mit.
Zur Umsatzsteuersenkung für Gastronomie hatte der Deutsche Bundestag bereits betont, dass auch eine unvollständige Weitergabe der Steuersenkung erlaubt und gewollt ist, wenn nicht nur der Konsument, sondern auch die Wirte dadurch gestärkt werden. Das sei teilweise auch das Ziel der Maßnahme. Das Grüne Brauhaus sowie andere Gastronomen sind nicht verpflichtet, die gesamte Steuerentlastung weiterzugeben.
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