Stuck statt SchuttRussland feiert sich im ehemals zerbombten Theater von Mariupol
29.12.2025, 15:34 Uhr
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Heute ist Prunk überall, wo vor wenigen Jahren noch die Zerstörung herrschte. (Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com)TeilenFolgen auf:
Russland bombardierte einst das Theater in Mariupol, in dem Zivilisten Schutz suchten. Nun eröffnet Moskau das Gebäude nach aufwendiger Renovierung mit einer prunkvollen Gala. Ein Gouverneur bezeichnet den Wiederaufbau als eine „Frage der Ehre“.
Das ausgebombte Gebäude wurde zum Symbol der russischen Belagerung von Mariupol im Südosten der Ukraine. Nun hat Russland das Theater der Hafenstadt aufwendig renoviert wieder eröffnet. Zur Einweihung wurde am Sonntag eine Gala mit Künstlern aus Mariupol und St. Petersburg veranstaltet und im russischen Fernsehen übertragen. Gezeigt wurden unter anderem die renovierte Marmortreppe sowie ein imposanter 2,5 Tonnen schwerer Kristallkronleuchter im Zuschauersaal.
Im Juli 2022 war vom ehemaligen Staatstheater nicht mehr viel übrig. Nur Schutt und Tod. (Foto: picture alliance/dpa/TASS)
„Das Mariupol-Drama-Theater hat seine Tore für Zuschauer wieder geöffnet“, erklärte Denis Puschilin, Chef der prorussischen Verwaltung der Donezk-Region, auf Telegram. Die dreijährigen Renovierungsarbeiten hätten das „historische Bild“ des Theaters mit seiner mit Skulpturen geschmückten Fassade wiederhergestellt und es zudem mit „moderner Ausrüstung auf höchstem Niveau“ ausgestattet.
Theater wurde zum Symbol der Grausamkeit
Die russische Armee war in den ersten Monaten ihres Angriffs auf die Ukraine im Jahr 2022 in die Schwarzmeer-Stadt Mariupol einmarschiert. Ihre brutale Belagerung dauerte fast drei Monate und führte zum Tod Tausender Menschen. Human Rights Watch spricht von etwa 8000 Toten, die Exil-Stadtverwaltung sogar von 22.000.
Amnesty International zufolge starben infolge des Bombardements des Theaters mindestens zwölf Menschen. Die ukrainischen Behörden werfen Russland vor, das Gebäude bombardiert zu haben, obwohl bekannt gewesen sei, dass dort zahlreiche Menschen, unter ihnen Kinder, Schutz gesucht hätten.
„Frage der Ehre“
Wegen der russischen Angriffe flohen rund 300.000 der einst 540.000 Einwohner aus Mariupol. Nach UN-Angaben wurden 90 Prozent der Gebäude in der Stadt während der Belagerung zerstört oder beschädigt. Mittlerweile bemühen sich die russischen Behörden, Mariupol durch Wiederaufbau zu einem Symbol des Wohlstands in den von Russland kontrollierten ukrainischen Gebieten zu verwandeln.
St. Petersburg, Heimatstadt von Kreml-Chef Wladimir Putin, beteiligte sich an der Renovierung. Es entsandte Architekten und Bauarbeiter nach Mariupol, wie Gouverneur Alexander Beglow mitteilte. Er zählte zu den 500 Gästen der Eröffnungsgala. Den Wiederaufbau des Theaters bezeichnete er als „Frage der Ehre“.
Russland hatte im September 2022 die vier ukrainischen Regionen Donezk, Luhansk, Cherson und Saporischschja annektiert. Allerdings kontrolliert es die Gebiete nicht vollständig.