Berlin – Wegner nimmt alle Menschen in gleicher Weise ernst, er wertet nicht, Arroganz ist ihm fremd. Er ist ein urdemokratischer Politiker.

Was muss ein Bürgermeister tun, um ein guter Bürgermeister zu sein? Er muss sich für die Stadt in jedem Detail und ohne Pause interessieren, er muss zuhören, die Menschen ernst nehmen und für alle da sein, über die Parteigrenzen hinweg.

Genau das kann Kai Wegner, Regierender Bürgermeister seit April 2023. Er begegnet den Menschen auf Augenhöhe: Egal, wer vor ihm steht, ob arm oder reich, erfolglos oder erfolgreich, groß oder klein, Ausländer oder Deutscher: Wegner nimmt alle Menschen in gleicher Weise ernst, er wertet nicht, Arroganz ist ihm fremd. Er ist ein urdemokratischer Politiker. Das ist eine herausragende Eigenschaft, die vor ihm kaum ein Regierender Bürgermeister hatte – in etwas anderer Form wahrscheinlich nur Frau Giffey.

Wegner setzt politische Ziele durch

Wegner reist aber nicht nur freundlich lächelnd durch die Bezirke, er setzt seine politischen Ziele auch erstaunlich gut durch. Die Verwaltungsreform tritt zum 1. Januar in Kraft. Was abstrakt klingt, ist doch sehr konkret: Die Verwaltungsarbeit wird gestrafft und effektiver. Das ist eine fast historische Leistung, die auf Kai Wegner zurückgeht. Dafür versammelte er alle Parteien hinter sich, außer der AfD, die er leider nicht mit ins Boot nahm.

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Die Kritik an diesem Mann ist mir bekannt. CDU-Wähler meinen, Wegner knicke vor der SPD ein. Das stimmt. Nur zwei Beispiele: Die SPD setzte die Ausbildungsplatzumlage gegen den Widerstand der gesamten Berliner Wirtschaft durch. Wegner war dagegen, ließ es aber dennoch geschehen. Als die SPD einen „Gedenktag gegen Islamfeindlichkeit“ forderte, stimmte Wegner gegen den Willen seiner Partei zu.

In den letzten zweieinhalb Jahren hat Wegner der SPD viele solcher Morgengaben gebracht. Man kann ihn für einen Opportunisten halten. Dabei sollte man aber nicht vergessen, wie klein sein Spielraum ist: In einer Stadt, die zu etwa 60 Prozent links wählt, kann sich die CDU nicht anders an der Macht halten als durch ständige Zugeständnisse. Auch wenn sie die AfD als Koalitionspartner akzeptieren würde, könnte sie mit den Rechten keine Mehrheit bilden.

Die jetzige Koalition mit den Sozialdemokraten wird im Herbst 2026 voraussichtlich ebenfalls keine Mehrheit mehr haben. Wegner hat deshalb enge und gute Kontakte mit der Spitze der Grünen geknüpft, um eine Koalition mit SPD und den Grünen zu schmieden und auf diese Weise selbst im Amt zu bleiben.

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Zu dieser Konstellation gäbe es nur eine Alternative: Die Linke könnte mit etwa 20 Prozent zweitstärkste Kraft hinter der CDU werden und SPD und Grüne ebenfalls zur Koalition einladen – unter ihrer Spitzenkandidatin Elif Eralp, die dann als Regierende Bürgermeisterin ins Rote Rathaus einziehen würde. Die Grünen sind von dieser Aussicht wenig begeistert, die Sozialdemokraten schon eher, die sich von der CDU lösen wollen.

Die Linke aber hat nichts zu bieten außer aufgewärmten marxistischen Phrasen, Enteignungsphantasien und Schwärmereien für Palästinenser. Die radikalisierte Linkspartei würde diese Stadt spalten und gegen die Wand fahren. Kai Wegner ist der einzige, der diese gefährliche Entwicklung aufhalten könnte.

Hat Gunnar Schupelius recht? Schreiben Sie an: gunnar.schupelius@axelspringer.de