Die Weihnachtsgans ist gegessen, der Adventskalender ist geleert, die Geschenke ausgepackt. Und für die Augsburger Händler ist das Weihnachtsgeschäft gelaufen. Doch so ganz stimmt das nicht. Denn auch wenn Heiligabend bereits hinter uns liegt, warten auf den Handel in der Stadt noch einige wichtige Verkaufstage. „Im Prinzip zählen für uns die gesamten Ferien noch zum Weihnachtsgeschäft“, sagt Andreas Gärtner vom schwäbischen Handelsverband. Gerade Kinder und Jugendliche würden sich da mit den Gutscheinen und Geldgeschenken der Verwandtschaft gleich noch ein paar Wünsche erfüllen. In diesem Jahr lägen die Feiertage zudem für den Handel recht günstig. „Das ist immer noch mal ein richtiger Impuls.“
Ein Impuls, der in der Innenstadt zu spüren ist. Viele Menschen brechen nach den Feiertgen zu einem Einkaufsbummel in die Innenstadt oder in die Citygalerie auf. So auch Selina Sieber am vergangenen Samstag. Sie arbeitet selbst im Einzelhandel und hat nach Feierabend noch einen Abstecher in die Parfümerie Naegele gemacht. Von dem Gutschein, der an Weihnachten unterm Baum lag, gönnt sie sich eine Tagescreme mit Lichtschutzfaktor für den anstehenden Skiurlaub.
Am Samstag nach Weihnachten ist in der Innenstadt viel los
Beraten wird sie von Viktoria Bandini. Die ist zufrieden mit dem ersten Verkaufstag nach den Feiertagen. Genauso wie mit dem Weihnachtsgeschäft im Allgemeinen. „Es ist ziemlich gut gelaufen“, sagt sie. Wenngleich man die Kundenfrequenz nicht mit der von vor einigen Jahren vergleichen könne. Auch ein paar Meter weiter, beim Porzellanladen „Motel a Mio“ zieht die Filialleiterin Chantal Sternkopf ein positives Fazit des Weihnachtsgeschäfts. „Es war extrem gut, wir sind sehr zufrieden, das Lager ist leer“, sagt sie. Besonders Tassen, Vasen und Kerzen seien sehr gefragt gewesen.
Wie die Einzelhändler in Augsburg das Weihnachtsgeschäft bewerten, sei insgesamt unterschiedlich, sagt Handesverbands-Mann Gärtner. „Die einen sind ganz zufrieden, andere sind ein bisschen enttäuscht“, so seine Einschätzung. „Insgesamt dürften wir in der Summe den Umsatz vom vergangenen Jahr erreicht haben.“ Effektiv bedeute das aber ein Minus aufgrund der allgemeinen Teuerung. Dass das Weihnachtsgeschäft nicht gegenläufig zum Jahrestrend verlaufen würde, sei aber zu erwarten gewesen. Für das kommende Jahr erhoffe man sich deshalb Impulse aus der Politik, die die Kauflaune der Menschen stärken. „Der Handel ist immer das letzte Glied in der Kette“, sagt Gärtner.
Passantenfrequenz in der Augsburger Innenstadt steigt im Dezember stark
Dass in Augsburg nur wenige Händler die neue Möglichkeit für verlängerte Öffnungszeiten an den Adventssamstagen genutzt haben, ist für ihn nicht überraschend. „Das ist sicherlich eine Chance für die kleineren Betriebe, die mit wenig Personal auskommen. Aber im Bereich der personalintensiven Betriebe, wo man in den Läden 40 bis 50 Mitarbeiter hat, wird es extrem schwierig, und ich verstehe auch, dass man als Unternehmer da eine Abwägung treffen muss, ob das in der ohnehin sehr arbeitsintensiven Adventsphase Sinn macht.“ An den Adventssamstagen habe sich gezeigt, dass sich abends ab 19 Uhr das Geschehen Richtung Christkindlesmarkt verlagere. „Natürlich sind da noch viele Menschen in der Fußgängerzone unterwegs. Aber nicht mehr mit der Hauptintention, einkaufen zu gehen.“
Wie sich die Passantenfrequenz in der Innenstadt im Advent verändert hat, hat das Unternehmen hystreet ausgewertet. Demnach waren in der Annastraße an allen Adventssamstagen mehr als 36.000 Menschen unterwegs. Ausgewertet wurde auch die Zahl der Passanten im Bereich der Philippine-Welser-Straße. Hier, wie auch in der Annastraße, waren am 1. Adventssamstag die meisten Menschen unterwegs. Insgesamt lag der Mittelwert der Adventssamstage in der Philippine-Welser-Straße bei 57.674 Passanten und damit mehr als doppelt so hoch wie der Mittelwert aus dem November (22.059).
Weihnachtsgeschäft hat erst kurz vor dem Fest angezogen
Zahlen, die sich mit der Erfahrung von Anke Rodemer von „‘s Fachl“ am Perlachberg decken. „Das Weihnachtsgeschäft hat in diesem Jahr relativ spät eingesetzt. Der November war nicht so gut“, sagt sie. Auch die erste Dezemberwoche sei noch sehr verhalten gewesen. In den beiden Wochen vor Weihnachten habe die Kundenfrequenz dann deutlich angezogen. „Am 3. Adventssamstag hatte ich um kurz vor 22 Uhr den letzten Kunden.“ Denn Rodemer hatte sich dazu entschieden, das Geschäft mit regionalen Produkten und Geschenken an diesen Tagen länger zu öffnen. „Ich finde, das ist grundsätzlich ganz gut angekommen“, so ihr Fazit. Klar sei aber auch, dass bei nur sechs Läden, die das beantragt hätten, die Chance, dass Kunden nach 20 Uhr noch gezielt in der Innenstadt einkaufen würden, gering sei. Gerade, wenn nicht groß kommuniziert werde, wer mitmacht. Hier würde sich Rodemer für das nächste Jahr eine konzertierte Aktion der Augsburger Einzelhändler wünschen.
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Katharina Indrich
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