SPORT BILD: Herr Demirovic, Sie fallen seit Anfang Oktober wegen einer Fußverletzung aus, sind aber zumindest wieder im Teamtraining. Wie geht es Ihnen?

ERMEDIN DEMIROVIC (27): Ich fühle mich gut, wenn es noch zwickt, dann eher im Kopf (schmunzelt).

Was war es denn genau für eine Verletzung?

Es ging um das Kahnbein, das angebrochen war. Wenn ich noch weitergespielt hätte, wäre der Knochen eventuell ganz gebrochen. Dann wäre ich um eine Operation nicht herumgekommen und wahrscheinlich sechs Monate ausgefallen. So konnte ich den konservativen Weg gehen.

Wie weit sind Sie noch weg von einem Einsatz?

Nicht so weit. Mein Ziel war es immer, noch 2025 wieder im Teamtraining zu sein, damit ich das Jahr als fitter Spieler abschließen kann. Das habe ich geschafft, der Januar und das neue Jahr können kommen.

Das Highlight im alten Jahr war der Pokalsieg mit dem VfB. Welche Bedeutung hat der Titel für Sie?

Der Pokalsieg war etwas sehr Großes. Der größte Erfolg, den ich bisher in meiner Karriere feiern durfte. Darauf bin ich extrem stolz. In meinem Wohnzimmer steht eine Replika vom DFB-Pokal, jeden Tag laufe ich daran vorbei. Man kann sagen, dieser Titel verfolgt mich … (lacht)

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Genau wie die Stürmer-Diskussion, die den VfB nach den Aussagen von Trainer Sebastian Hoeneß seit Sommer verfolgt.

Ganz ehrlich: Für mich wurde dieses Thema nach dem Abgang von Nick Woltemade in der Öffentlichkeit zu groß gemacht. Er ist ein überragender Spieler, das steht außer Frage. Auf der anderen Seite sind wir in unserem System flexibel und haben viele Möglichkeiten.

Deniz Undav hat die Feststellung von Trainer Hoeneß, dass Sie der einzig echte Mittelstürmer im Kader seien, getroffen. Können Sie das nachvollziehen?

Ganz egal, ob echter Mittelstürmer oder nicht, Deniz hat über die letzten Jahre gezeigt, dass er cool ist im Abschluss, Tore machen kann.

Im November war Undav der beste Scorer in Europas Top-5-Ligen. Die beste Reaktion, oder?

Absolut. Deniz war verletzt, dann verletzte ich mich. Und was passiert? Deniz kommt zurück, macht ein Tor nach dem anderen. Er ist sehr abgezockt. Ein geiler Spieler.

Der VfB sucht im Winter nach Verstärkungen für den Angriff. Wie verfolgen Sie das – genervt oder gelassen?

Ich verstehe, dass sich der Verein nach einem klassischen Neuner umschaut, um weitere Optionen zu haben. Ich bin aber auch selbstbewusst genug, um zu sagen: Wenn ich fit bin, muss ein Neuzugang erst mal an mir vorbeikommen.

Hätten Sie erwartet, dass Nick Woltemade bei Newcastle in der Premier League so einschlägt?

Ja, weil er ein Spieler ist, den es nicht so oft gibt. Ich hatte gehofft, dass Nick dorthin kommt und direkt trifft. Auch, weil mit dem Wechsel große Erwartungen verbunden waren. Alexander Isak (wechselte zu Liverpool; d. Red.) war ein unfassbarer Spieler in Newcastle. Wir wissen, dass Nick genauso gut sein kann. Aber er musste das erst einmal beweisen. Das Top-Beispiel ist Florian Wirtz. Einer der besten deutschen Spieler, der nach Liverpool gewechselt ist und dort nicht auf Anhieb funktioniert hat. Bei Nick ist es anders. Deshalb finde ich es überragend, was er abliefert. Ob in Newcastle oder bei der Nationalmannschaft. Auch dort spielt er mittlerweile eine wichtige Rolle. Wenn er nicht funktioniert, funktioniert bei der DFB-Elf vieles nicht …

Beim VfB funktioniert es aktuell gut. Was ist im neuen Jahr drin?

Viel. Wir stehen in allen drei Wettbewerben gut da. Wir stehen im Pokal-Viertelfinale in Kiel, da ist es unser Anspruch, eine Runde weiterzukommen. In der Liga sind wir oben mit dabei, haben uns den Respekt der Gegner erarbeitet. Und in der Europa League gibt’s keinen Gegner, vor dem wir uns verstecken müssen. Auch, wenn ich nicht sage, dass wir das Ding holen müssen… (lacht)

Bis zu seiner Fußverletzung Anfang Oktober lief es für Ermedin Demirovic (27) in der Bundesliga richtig rund

Bis zu seiner Fußverletzung Anfang Oktober lief es für Ermedin Demirovic (27) in der Bundesliga richtig rund

Foto: picture alliance / Pressefoto Rudel

Mitte November haben Sie mit Bosnien in Wien 1:1 gegen Österreich gespielt und die direkte WM-Qualifikation verpasst.

Nach dem Spiel war ich gebrochen, komplett leer. Wir waren kurz davor, es zu packen. Die WM bleibt trotzdem ein riesiges Ziel. Das hat mich auch während der Verletzung motiviert. Weil ich wusste, dass im März eine große Chance auf uns wartet.

Die Play-offs gegen Wales. Wie sehen Sie die Chancen?

Ein schwieriges Spiel, aber machbar. Dann treffen wir auf Italien oder Nordirland. Das ist hart, aber zu Hause möglich. Eine WM zu spielen wäre für mich das Allergrößte, vor allem mit einem kleinen Land wie Bosnien. Es ist mein Kindheitstraum, dort dabei zu sein.

Es wäre auch die erste WM-Teilnahme für Ex-Bundesliga-Star Edin Dzeko.

Er ist mein Idol. Als Kind war er für mich ein Superheld – das ist er für mich bis heute. Jetzt mit ihm in einem Team zu spielen ist unfassbar. Ich werde alles geben, um ihn zu einer WM zu bringen!

In diesem Jahr haben Sie sich einen Traum erfüllt und einen Rolls-Royce gekauft. Nur Undav war schneller …

Den Plan gab es schon lange. Ich habe immer gesagt, dass ich mal so ein Auto fahren möchte, wenn ich es mir leisten kann. Ich habe mit Deniz darüber gesprochen. Er hat mir erzählt, dass es auch sein Traumauto ist. Jetzt sagt er natürlich, ich sei ein Nachmacher (lacht).

Waren Sie überrascht, dass Ihr Auto zum großen Thema wurde?

Nicht wirklich. Dass es Reaktionen geben würde, war mir schon bewusst. In Deutschland sorgt so ein Auto für Aufsehen, in England fahren es viele Profis. Ich habe am Anfang überlegt, ob ich mit dem Auto zum Training fahren soll, am Ende habe ich es mir aber nicht geholt, um es mir nur in der Garage anzugucken. Und mittlerweile ist es kein Thema mehr.

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Quelle: Sportdigital29.12.2025