Wohnungsbesitzer sagt im Prozess gegen Böller-Influencer aus „Ich habe ihm gesagt, er soll sowas nie wieder machen“
01:24 min
Prozess gegen Böller-Influencer
„Ich habe ihm gesagt, er soll sowas nie wieder machen”
2. April 2025 um 20:28 Uhr
von Samina Faizi und Johanna Grewer
Sein Silvestervideo empörte ganz Deutschland!
Ein Mann mit Fellmütze richtet einen Böller auf eine Mehrfamilienhaus in Berlin und zündet ihn. Die Rakete durchschlägt eine Scheibe und explodiert in der Wohnung von Emin A.: Er muss jetzt als Zeuge vor dem Berliner Landgericht gegen Attaallah Y. aussagen.
Influencer Attaallah Y. schweigt vor Gericht in Berlin
„Es ist traurig. Ich hätte mir gewünscht, dass es nicht vorgefallen wäre“, erklärt der Wohnungsbesitzer bei der Verhandlung. Zuerst habe er gedacht, jemand hätte ihn absichtlich attackiert. Aber inzwischen geht er davon aus, dass es ein Unfall war. „Ich habe keine Feinde“, meint Emin A.
Der Silvester-Böller traf Emin A.s Wohnung in Berlin.
RTL
Lese-Tipp: Video der Tat ging viral – Böller-Influencer von Berlin vor Gericht
Influencer Attaallah Y. sitzt ohne Fellmütze, dafür aber mit einer silbernen Mappe vor dem Gesicht im Gerichtsaal. Wegen Fluchtgefahr hat der 23-Jährige aus dem Westjordanland letzten Monate in Untersuchungshaft verbracht. Vor Gericht will er sich nicht zu den Vorwürfen äußern.
Atallah Y. soll eine Silvesterrakete in eine Berliner Wohnung geschossen haben.
Sebastian Christoph Gollnow/dpaSilvester-Rakete schlägt in Emin A.s Schlafzimmer ein
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass er den Silvesterböller mit voller Absicht auf das beleuchtete Wohnhaus feuerte und sich dabei filmte, um in sozialen Medien möglichst viel Aufmerksamkeit zu erregen. Ihm wird versuchte schwere Brandstiftung, versuchte gefährliche Körperverletzung und Sachbeschädigung vorgeworfen.
Lese-Tipp: Influencer schießt Rakete in Kinderzimmer – und wird vor Abreise festgenommen
Emin A. erzählt vor Gericht, dass er seine beiden erwachsenen Kinder und seine Enkel zu Besuch hatte, als die Rakete sein Schlafzimmerfenster durchschlug. Zum Glück war gerade niemand in dem Raum, als es passierte. Normalerweise werden die Kinder dort zum Schlafen abgelegt, wenn er Besuch hat. An dem Abend waren aber alle noch wach.
Screenshot aus dem inzwischen gelöschten Video, das der Influencer ins Netz gestellt hatte
ScreenshotAnzeige:
Empfehlungen unserer Partner
Influencer entschuldigt sich nach der Tat bei Emin A.
Er habe ein Geräusch gehört und dann sei der Rauchmelder im Schlafzimmer plötzlich angegangen. Als Emin A. die Tür öffnete schlug ihm Rauch entgegen. Das Fenster war zerschlagen, überall lagen Glasscherben und der Teppich, die Gardienen und die Tagesdecke auf dem Bett waren angekokelt.
Lese-Tipp: Rakete in Wohnung geschossen! Influencer bereut dumme Aktion
Am nächsten Tag habe sich der Influencer bei ihm gemeldet und sei in seine Wohnung gekommen, um sich zu entschuldigen. Auch davon veröffentlichte Attaallah Y. ein Video. Der 23-Jährige habe angeboten, die Kosten für den Schaden zu übernehmen. Akin lehnte das aber ab: „Es war nichts Wertvolles“, erklärt er. Die Hausverwaltung habe die Glasscheibe ersetzt und der Teppich sei schon älter gewesen, den habe er entsorgt.
03:24 min
Silvester Feuerwerk
Kommt nach den Silvester-Exzessen das Böllerverbot?
Attaallah Y. will nach der Tat ausreisen
Emin Akin versucht väterlich auf den Angeklagten einzuwirken. „Er hätte ja auch mein Kind sein können“, meint er. „Ich habe ihm gesagt, er soll sowas nie wieder machen. Er ist in einem fremden Land und kann sowas nicht machen.“ Der junge Mann habe berichtet, er sei als Tourist in Berlin und habe nicht gewusst, wie die Feuerwerksrakete funktioniere. „Er wollte seine Freude teilen – und ich hatte das Unglück“, erklärt der 54-Jährige. Für ihn sei die Sache erledigt, sagt Emin A. im Gespräch mit RTL nach dem Gerichtstermin.
Lese-Tipp: Das wissen wir über den Böller-Influencer Atallah Y.
Doch selbst wenn der Wohnungsbesitzer kein Geld will und dem 23-Jährigen den Böller-Vorfall verziehen hat – für die deutsche Justiz ist der Fall noch nicht erledigt. Am 4. Januar wollte Attaallah Y. Deutschland verlassen. Doch bevor er in ein Flugzeug steigen kann, wurde der Influencer am Hauptstadtflughafen BER festgenommen. Seitdem sitzt er in Moabit in U-Haft. Der Prozess soll am 7. April fortgesetzt werden. Bislang hat das Gericht insgesamt vier Verhandlungstage für den Prozess eingeplant, bis zum 16. April.