Nach dem massiven Stromausfall in Spanien und Portugal normalisiert sich die Lage für Millionen Menschen auf der Iberischen Halbinsel langsam. Der spanische Netzbetreiber Red Eléctrica teilte gegen 3 Uhr morgens mit, dass 82,4 Prozent der Stromversorgung wiederhergestellt seien.

Auch im Nachbarland Portugal gab es wieder Elektrizität in den meisten Haushalten, wie der Sender RTP unter Berufung auf den Netzbetreiber E-Redes berichtete: Rund 95 Prozent der rund 6,5 Millionen Kunden würden inzwischen wieder versorgt, hieß es gegen Mitternacht.

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Der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez hatte in einer Fernsehansprache am Vorabend eine Rückkehr zum Normalzustand am Dienstag in Aussicht gestellt. Eine Ursache für den Blackout nannte Sánchez nicht. Man schließe keine Möglichkeit aus, sagte er. 

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Die Hauptstadt Madrid hatte am Abend nach mehr als neun Stunden wieder Strom, Internet und Telefonverbindung. Zwischen 21.30 Uhr und 22.30 Uhr wurde in vielen Vierteln der spanischen Hauptstadt die Elektrizitätsversorgung wiederhergestellt, wie Medien unter Berufung auf Bewohner berichteten. Den Angaben zufolge konnten sehr viele Menschen auch wieder ins Internet sowie per Handy und Festnetz telefonieren.

Jubel in Madrid

Als die Lichter lange nach Einbruch der Dunkelheit in Madrid plötzlich wieder angingen, jubelten die Menschen zum Beispiel im Viertel Chamberí lautstark auf der Straße, aus den Fenstern und von den Balkonen. „Siii“ (Jaaa) und „Vivaaa!“ (Hurraaa) hörte man Menschen unter anderem auch in fahrenden Autos schreien. Andere sangen begeistert das berühmte Lied „Y Viva España“.

In Spanien waren offenbar nur die Inseln verschont geblieben. Auf dem Festland war am Montag der gesamte Bahn- und Fährverkehr lahmgelegt, wie die jeweiligen Betreiber in dem beliebten Urlaubsland am Montagmittag mitteilten. Spaniens Eisenbahngesellschaft Renfe meldete, dass um 12.30 Uhr (Ortszeit) das nationale Stromnetz ausgefallen sei – an allen Bahnhöfen seien die Züge stehen geblieben und nicht abgefahren.

Menschen in Barcelona warten vor einer geschlossenen U-Bahn-Station.

© dpa/Emilio Morenatti

Der Flugverkehr war ebenfalls beeinträchtigt. Wie der Flughafenbetreiber Aena meldete, seien Notfallgeneratoren aktiv – und sprach von Flugverspätungen im ganzen Land. Passagiere sollten sich mit Fragen an ihre jeweilige Fluggesellschaft wenden, da es möglicherweise Probleme bei der Weiterreise am Boden gebe.

Auch kam es zu massiven Einschränkungen im öffentlichen Verkehr und in vielen Gebieten seien sogar die Ampeln und Aufzüge ausgefallen, hieß es bei der spanischen Zeitung „El País“. Das Blatt sprach von einem „massiven Stromausfall“, der am Morgen begann. Bürgerinnen und Bürger waren aufgerufen, auf Autofahren so weit wie möglich zu verzichten.

AKWs im Notstrombetrieb

Die Reaktoren der drei in Betrieb befindlichen Atomkraftwerke im Land liefen im Notstrombetrieb. Der Nukleare Sicherheitsrat des Landes teilte am Montag mit, die Reaktoren der drei AKW seien automatisch entsprechend des Sicherheitsprotokolls heruntergefahren worden und würden durch Dieselgeneratoren versorgt. Die Kraftwerke Almaraz II, Ascó I und II sowie Vandellós II befänden sich damit in einem „sicheren“ Zustand.

Auf die Beschäftigten der Kraftwerke, Anwohnerinnen und Anwohner sowie die Umwelt habe der Vorgang keine Auswirkungen gehabt, erklärte der Sicherheitsrat weiter.

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Die portugiesische Polizei erklärte ebenfalls, im ganzen Land seien Ampeln betroffen. In Lissabon und Porto sei die U-Bahn geschlossen. Züge verkehrten nicht mehr. Der weitreichende Blackout reiche vom Norden bis in den Süden des Landes, berichtete der Sender RTP.

Passagiere warten vor dem Flughafen in Lissabon.

© dpa/Armando Franca

Im in den Pyrenäen gelegenen Kleinstaat Andorra dauerte der Stromausfall dagegen nur wenige Sekunden, meldete dessen Energieversorger FEDA auf X. Der Ausfall sei auf spanischer Seite verursacht worden und die Elektrizität dank der „automatischen Wiederverbindung mit der aus Frankreich kommenden Leitung“ umgehend wiederhergestellt worden.

Auch Frankreich war zwischenzeitlich vom Blackout betroffen. Der Stromnetzbetreiber RTE schrieb, dass Haushalte im französischen Teil des Baskenlandes einige Minuten lang ohne Strom waren. Die Versorgung sei aber wiederhergestellt worden.

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Die „Pläne zur Wiederherstellung der Stromversorgung“ in Spanien laufen hingegen noch. Sie seien in die Wege geleitet worden, hieß es vom spanischen Stromnetzbetreiber Red Eléctrica. Doch es könne sechs bis zehn Stunden dauern, bis die gesamte Stromversorgung wieder gewährleistet ist, sagte ein Sprecher des Betreibers „El País“.

Suche nach Ursache läuft – Hinweise auf Cyberattacke

EU-Kommission und Behörden suchen vor Ort nach den Ursachen. Die Kommission sei im Kontakt mit den Behörden in Spanien und Portugal, „um die Ursache und die Auswirkungen der Situation zu verstehen“, teilte eine Sprecherin in Brüssel am Montag mit.

Die EU-Kommission verwies auf ein EU-weit koordiniertes Vorgehen, um das Stromnetz wieder zum Laufen zu bringen. „Alle Pläne zur Wiederherstellung der Energieversorgung wurden aktiviert – in Zusammenarbeit mit den europäischen Energieproduzenten und Betreibern“, erklärte auch der portugiesische Betreiber REN. Frankreich bot Spanien Stromhilfe an, meldeten mehrere Medien.

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Der spanische Geheimdienst untersucht laut „El País“ derzeit, ob der Stromausfall Folge eines Cyberangriffs ist. Aussagen des Präsidenten der andalusischen Regionalregierung, Juan Manuel Moreno, zufolge deuten Angaben des regionalen Cybersicherheitszentrums darauf hin, „dass ein Stromausfall dieses Ausmaßes nur auf einen Cyberangriff zurückzuführen ist“, heißt es weiter.

EU-Ratspräsident António Costa sieht hingegen derzeit keinen Zusammenhang mit einem möglichen Cyberangriff. „Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es keine Hinweise auf einen Cyberangriff“, erklärte Costa am Montag im Onlinedienst X. Er stehe im Kontakt mit den Regierungschefs in Spanien und Portugal, Pedro Sanchez und Luís Montenegro. (Tsp/dpa, Reuters, AFP)