Das Interior dieses Hauses kann man als taktile Erfahrung bezeichnen, komponiert von Mela Gruber und Florian Dressler vom Münchner Architektur- und Designbüro Seven Elohim. Für eine dreiköpfige Familie gestalteten sie das Interior dieses Münchner Stadthauses, gebaut nach einem Entwurf von David Chipperfield. Und setzten dabei ganz auf leise Gesten: Fein ausgearbeitete Oberflächen aus Eiche, Travertin, Quarzit und Granit in Kombination mit exquisiten Stoffen und Teppichen aus Lotusblüte, Kaschmir, Seide, Wolle und Leinen wollen berührt werden. Wände sind in mehreren Ebenen aus atmendem, leicht strukturiertem Putz aufgebaut, helles Eichenholz findet sich in unzähligen maßgefertigten Möbeln, japanisch anmutende Leuchten-Entwürfen oder Schiebetüren aus feingliedrigen Lamellen, die sich nicht selten als intelligente Stauraumlösung offenbaren, sobald sie sich geräuschlos zur Seite öffnen.
#2 Sakrale Elemente im Doppelhaus in Düsseldorf
Im wohnlichen Wintergarten ist ein Sofa, Sessel, eine Stehleuchte und ein beiger Teppich aus der Nidus-Kollektion.
Volker Conradus
Auf die Dramaturgie ihrer Grundrisse legen Ana Vollenbroich und Annelen Schmidt-Vollenbroich von Nidus besonderen Wert: Wie betritt man ein Haus, wie sind die Übergänge zwischen den Räumen? Den Eingangsbereich ihres jüngsten (und ersten!) Neubaus, einem Doppelhaus in Düsseldorf, hat das Architektinnen-Duo nach japanischem Vorbild abgesenkt – angelehnt an den Genkan traditioneller japanischer Wohnhäuser, unterscheidet sich aber durch Höhe und Bodenbelag; hier lässt man die Straße hinter sich, zieht die Schuhe aus, wäscht sich und betritt dann über eine Stufe den Wohnbereich. Die Straße gehört in diesem Fall zu Kaiserswerth – dem ältesten Stadtteil Düsseldorfs, in dem die Kaiserswerther Diakonie, das weltweit erste Diakonissen-Mutterhaus, steht. Genauso wichtig wie die Übergänge innerhalb des Hauses war es für die Architektinnen, den richtigen Übergang zwischen der historischen Umgebung und ihrem Neubau zu schaffen. Die schmalen Fenster mit Rundbogen in Eiche sowie das Sichtmauerwerk zitieren den architektonischen Kontext der Umgebung, dennoch wird das Gebäude eindeutig als neu gelesen.
#3 Ein Betonbau mit Blick auf die Zugspitze
Scharfkantig führt die skulpturale Betontreppe ins Obergeschoss des Hauses.
maxmilian bridts