Performance in Dresden: „Peer Gynt“ an der Bürgerbühne
Vielleicht wusste Peer einfach nicht mehr, wohin er in seinem Leben wollte, und schlug deswegen vollkommen über die Stränge. Er lässt seine Mutter ohne Ausweg auf dem Dach zurück und entführt eine Braut von ihrer Hochzeit. Vor dem Zorn der Dorfgemeinschaft flieht er, gerät mit mythischen Kräften in Konflikt und wird schließlich unglücklich reich. Unglücklich, weil er sich auf seiner Reise trotzdem nicht selbst finden konnte. Im Zeitalter des Internets ist das vielleicht noch schlimmer, wo uns der Erfolg oder angeblich unbedingt Erstrebenswertes permanent vor Augen geführt wird. An der Bürgerbühne in Dresden wurde das Drama von Henrik Ibsen mit diesem Gedanken und mit zehn jungen Menschen neu interpretiert. Die Jugendlichen streiten sich um die Hauptrolle, finden verschiedene Aspekte des „nordischen Fausts“, singen hinreißend Lieder und gehen dabei immer der Frage nach „Wer bin ich?“ nach. Kritiker Torsten Klaus zeigte sich in den „Dresdner Neuesten Nachrichten“ überzeugt von der Sinnsuche.
Weitere Informationen
„Peer Gynt“
nach Henrik Ibsen
in einer Fassung von Joanna Praml und Dorle Trachternach
Adresse:
Kleines Haus
Glacisstraße 28
01099 Dresden
Dauer: 120 Minuten, keine Pause
Termine:
30. April, 19:30 Uhr
Tanztheater in Radebeul: „Im Puls“ an den Landesbühnen Sachsen
Natalie Wagner, Choreografin und Chefin des Tanz-Ensembles in Radebeul, legt viel Wert auf die Arbeit und den Zusammenhalt in der Gruppe. Viele Arbeiten an den Landesbühnen entstehen explizit in Zusammenarbeit mit den Tänzerinnen und Tänzern. Auch das Stück „Im Puls“ ist von diesem Geist getragen: Das Ensemble bewegt sich wie innig verbunden: eine amorphe Masse oder ein Fischschwarm. Es braucht Geduld, Ruhe und einen genauen Blick, um die Impulse in der Menge zu erkennen und den Puls, den Rhythmus zu spüren. Kritiker Rico Stehfest ist auf der Plattform „tanznetz“ begeistert, wie gut das junge Ensemble miteinander harmoniert.
Weitere Informationen
„Im Puls“
Tanzabend von Natalie Wagner in Zusammenarbeit mit dem Ensemble
Adresse:
Landesbühnen Sachsen
Meißner Straße 152
01445 Radebeul
Dauer: 60 Minuten, keine Pause
Termine:
25. April, 19:30 Uhr
Musiktheater in Dresden: „Innocence“ an der Semperoper
Der Titel dieser modernen Oper bringt die wichtige Frage gleich auf den Punkt: „Innocence“ bedeutet Unschuld und tatsächlich geht es im Stück der finnischen Komponistin Kaija Saariaho und der Autorin Sofi Oksanen um die Schuldfrage. Auf einer Hochzeit werden alte Wunden aufgerissen, als die gerade eingesprungene Kellnerin im Bräutigam den Bruder des Amokläufers erkennt, der vor Jahren in der Schule ihre Tochter getötet hat. Von da an entfaltet sich ein Krimi, in dem die Gewissheiten immer weiter bröckeln: Wer hat den Attentäter überhaupt so weit getrieben und gehen die Überlebenden angemessen mit der Erinnerung um? Das Inszenierungsteam um Lorenz Fioroni bedient das Krimi-Setting nicht mit Realismus, stattdessen wirkt alles mythisch und entrückt – und es funktioniert wunderbar. Das liegt zum einen an einem großartig spielenden Ensemble und zum anderen an der Sächsischen Staatskapelle, die die moderne und vielschichtige Musik meistert, obwohl dieser Stil eigentlich nicht zum Kerngeschäft des Orchesters gehört. Kritiker Christian Schmidt meint in „Concerti„, dass diese Produktion das Highlight der Saison am Dresdner Opernhaus sei.
Weitere Informationen
„Innocence“ von Kaija Saariaho und Sofi Oksanen
Adresse:
Semperoper
Theaterplatz 2
01067 Dresden
Termine:
4. April, 19 Uhr
11. April, 20 Uhr