Im Nationalpark ertappt
Gericht in Kenia verurteilt junge Ameisenschmuggler

08.05.2025, 01:34 Uhr

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Ein besonderer Fall von Wildtierschmuggel beschäftigt ein Gericht in Kenia: Die Angeklagten hatten es nicht auf Elfenbein oder Nashörner abgesehen, sondern wollten 5000 Ameisen außer Landes schaffen. In Europa wären die Tiere ein Vermögen wert gewesen.

Sie wollten 5.000 seltene Ameisen außer Landes bringen: Ein Gericht in Nairobi hat vier Männer wegen Wildtierschmuggels zu einer Geldstrafe von jeweils knapp 7000 Euro verurteilt. Sollten sie das Geld nicht aufbringen, müssen sie ersatzweise ein Jahr in Haft. Zwei Teenager aus Belgien und ein Vietnamese waren Mitte April bei einer Razzia in einem Gästehaus am Rande des Hell’s Gate Nationalparks ertappt worden. Später wurde auch ein kenianischer Mittäter festgenommen.

Die Belgier und der Vietnamese waren mit einem Touristenvisum nach Kenia eingereist. In ihrem Gepäck wurden wurden Teströhrchen und Spritzen entdeckt, in denen die lebendigen Tiere der Art Messor cephalotes zwischen Watte versteckt waren. Ameisen dieser Art sind bei Sammlern begehrt. Sie halten die Tiere in sogenannten Formicarien – einer Art Terrarium, in dem man die Kolonien beobachten kann. Für die 25 Millimeter großen Messor-cephalotes-Königinnen zahlen Sammler teils weit über 200 Euro. Nach Angaben des Gerichts hätten die Ameisen, die die Männer außer Landes bringen wollten, auf dem europäischen Markt mehr als 800.000 Euro eingebracht.

Auch Ameisen gehören zum nationalen Erbe

Die beiden 18-jährigen Belgier sagten, sie seien selbst Ameisen-Enthusiasten und hätten aus Naivität gehandelt. Einer von ihnen hatte dem Gericht zufolge 2500 Königinnen für umgerechnet 175 Euro gekauft. „Das ist mehr als ein Hobby“, sagte Richterin Njeri Thuku. „Wenn dies bei einer größeren Spezies der Fall wäre und 5.000 Exemplare eines bestimmten Geschlechts weggenommen würden, hätte dies genozidale Ausmaße.“ In ihrer Urteilsbegründung betonte Thuku, auch jede kleine Tierart müssen geschützt werden: „Unsere Wildtiere, von Ameisen bis zu Elefanten, erhalten unsere Ökosysteme und unser nationales Erbe“, sagte sie.

Die kenianische Naturschutzbehörde KWS begrüßte das Urteil als klares Signal gegen illegalen Wildtierhandel und sogenannte Biopiraterie. „Schmuggler unterschätzen oft den ökologischen Wert kleinerer Arten, aber ihre Rolle in unserem Ökosystem ist unersetzlich“, hieß es in einer Stellungnahme. Es war der erste bekanntgewordene Fall von Ameisenschmuggel in großem Stil in Kenia. Weitaus häufiger ziehen Ermittler Schmuggler aus dem Verkehr, die Elfenbein von den Stoßzähnen gewilderter Elefanten oder Nashornhörner außer Landes schaffen wollen.