Kunst, Kiez, Katerfrühstück – laut der „New York Times“ sieht so ein schönes Wochenende in Berlin aus. Die renommierte Zeitung hat die Hauptstadt auf Herz und Nieren geprüft und gibt Tipps.
Berlin ist vieles, ist aber vor allem aber als historischer, hipper und kreativer Hotspot. Das behauptet die „New York Times“, die sich auf Entdeckungstour durch die deutsche Hauptstadt begeben hat. In einem Artikel sammelt die renommierte US-Zeitung Tipps für einen 36-Stunden-Trip in der Hauptstadt.
Doch bevor wir genauer reinschauen, beantworte uns bitte folgende Frage:
Die Top-Empfehlungen für einen Kurztrip am Wochenende
„Berlin ist die Heimat von Bürokraten und Hedonisten, Lobbyisten und Künstlern, Techno-Fans und Liebhabern klassischer Musik“, schreibt die in Wien stationierte „New York Times“-Reporterin Valeriya Safronova. Die deutsche Hauptstadt sei nicht nur laut, wild und ein bisschen kaputt, sondern auch gut darin, sich immer wieder neu zu erfinden. Ob Barbesuch, Kunstausstellung oder Club – Safronova präsentiert den US-Lesern ein ambitioniertes, minutiös geplantes Tagesprogramm. Vermutlich bräuchte man anschließend erstmal eine Runde Urlaub, sofern man jeden Punkt abzuarbeiten gedenkt.
Freitag – Kunst gucken, Drinks schlürfen, durchtanzen
In der Neuen Nationalgalerie gibt es Kunst von 1945 bis 2000 zu entdecken, die den Besuchern Wirtschaftswunder, Wegwerfgesellschaft und Performancekunst näherbringen soll. Die von der Autorin empfohlene Gerhard-Richter-Ausstellung zeigt zum Beispiel noch bis 2026 sein Werk „Birkenau“ – eine eindrucksvolle Auseinandersetzung mit der Shoah.
Anschließend zieht es die Autorin ins Unkompress nach Kreuzberg. In dieser Bar warten 300 Vinyls darauf, bei einem guten Drink gespielt zu werden. Wer keinen Bock auf Alkohol hat, bekommt hier auch schöne Zero-Prozent-Alternativen in gemütlicher Wohnzimmer-Atmosphäre.
Weiter geht’s im Marktlokal in Kreuzberg, wo alte kulinarische Schule mit junger Küche kombiniert wird. Auf den Teller kommt zum Beispiel weißer Spargel mit fermentiertem Bärlauch, Beef Tatar mit Pilz-Mayo und Sichuan-Pfeffer. Ein Menü für zwei Personen kostet 120 Euro – soll sich laut „New York Times“ aber lohnen. Wer schon einmal in New York essen war, kann sich denken, warum die Preisempfindlichkeit etwas höher angesetzt ist.
Wer anschließend den Berghain-Mythos erleben will, sollte sich der „New York Times“ zufolge schwarz anziehen (ist dieser Mythos nicht längst widerlegt?) und schweigend in der Schlange warten. Wer’s entspannter mag, kommt in der wilden Renate unkomplizierter am Türsteher vorbei – allerdings nur noch bis Ende des Jahres, da der Club aus Kostengründen schießen wird.
Samstag – Croissant, Kebab, Kunstschätze
Im Café Symple in Prenzlauer Berg gibt’s Croissants und Kaffee, die authentisch französisch schmecken. Danach kann man über den bunten Kollwitzmarkt schlendern. Dort gibt es neben Seifen in Vulvaform und regionalem Honig auch Kunsthandwerk, das „Berlin, aber bitte mit Stil“ zu schreien scheint.
Für einen Mittagssnack hält die „New York Times“-Autorin auch bei Rüyam Gemüse Kebab 2 an. Hier kommen Hähnchen, Kartoffeln, Kräuter, Zitrone, Knobi ins Brot. Dazu läuft Reggaeton in Partylautstärke und die Crew bedankt sich lautstark für jedes Trinkgeld. Die Berliner Dönerlegende „Mustafas Gemüsekebap“ taucht nicht im Text auf.
Auch wenn die Museumsinsel mit seinen fünf Museen für einen Kurztrip nach Berlin fast schon ein kulturelles Überangebot zu bieten hat, lohnt sich ein Abstecher. Zum Beispiel für das „Panorama“ – ein riesiges 360-Grad-Kunstwerk über das antike Pergamon. Im Anschluss empfiehlt die „New York Times“ das Restaurant JÓMO in der Rykestraße. Hier stehen Carbonara-Udon, Forelltartar und Dessert-Kroketten mit Dulce de Leche auf der Speisekarte. Gut gestärkt ist dann vielleicht sogar noch ein Besuch in der Berliner Staatsoper drin.
Sonntag – Brunch und Baden
Im Café rocket + basil in der Nähe des U-Bahnhof Kurfürstenstraße treffen Persien, Australien und Berlin wortwörtlich aufeinander – auf einem Sauerteigtoast mit Cannellinibohnen. Oder auf Pancakes mit Pistazienbutter und Rosenwasser. Die Kosten sind für Hauptstadt-Verhältnisse angemessen. Zwei Personen speisen hier für etwa 40 Euro.
Für die Sommermonate empfiehlt die „New York Times“ schließlich noch einen Abstecher an den Schlachtensee im Südwesten Berlins. Baden, Bootfahren, Waldspaziergang oder nackt Sonnenbaden – hier geht fast alles.
„Die turbulente Geschichte der Stadt im 20. Jahrhundert ist in den Einschusslöchern an den Fassaden, den Graffiti-Resten der Berliner Mauer und den monotonen Wohnblocks aus der Nachkriegszeit sichtbar“, resümiert die Autorin. „Doch die jüngeren Generationen in Berlin blicken nach vorne und die Restaurants, Bars und Clubs sind auf die neuesten Trends ausgerichtet.“
Kristina Baum