Stand: 08.05.2025 13:32 Uhr

Wölfe sollen in der EU künftig leichter abgeschossen werden können. Eine Mehrheit der Abgeordneten des Europäischen Parlaments stimmte am Donnerstag in Straßburg im Eilverfahren dafür, den Status der Tiere von „streng geschützt“ auf „geschützt“ abzusenken – eine Voraussetzung für ihre einfachere Jagd in Deutschland.

Die Maßnahme muss noch von den EU-Mitgliedsstaaten angenommen werden, was aber als wahrscheinlich gilt. Denn diese hatten sich bereits mehrheitlich für eine Absenkung ausgesprochen. Viele Länder wollen Wölfe vermehrt abschießen, um ihre Weidetiere zu schützen.

Schwarz-rot will „rechtssichere Entnahme“ von Wölfen

Auch im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung ist festgehalten, dass die Entscheidung auf EU-Ebene unverzüglich in deutsches Recht übernommen werden soll. Man sorge für eine „rechtssichere Entnahme“ von Wölfen und nehme diesen umgehend ins Jagdrecht auf. Auch der Bundesrat hatte zuletzt auf einen leichteren Abschuss gedrängt.

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Hintergrund der Änderung ist ein Vorschlag der EU-Kommission, der auf frühere Forderungen des Parlaments zurückgeht. Konkret soll die sogenannte Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH) in Bezug auf den Wolf geändert werden. So hätten die Mitgliedsstaaten mehr Spielraum im Umgang mit ihren Wolfspopulationen – unter der Bedingung, einen „günstigen Erhaltungszustand“ als übergeordnetes Ziel zu wahren.

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Diskussion über den Wolf emotional geführt

Kritik zu dem Beschluss kommt unter anderem von den Grünen. Sie bemängeln, es gebe keine wissenschaftliche Grundlage für die Entscheidung. Nutztiere wie Schafe könnten auch ohne mehr Abschüsse besser geschützt werden.

Die Diskussion über den Wolf wird emotional geführt. Risse von Nutztieren wie Schafen und Rindern häufen sich und sind nach Angaben von Landwirten für die Weidetierhaltung ein spürbares Problem. Herdenschutzmaßnahmen zur Abwehr von Wölfen werden demnach zunehmend überwunden. Es gibt Berichte, nach denen Wölfe teils sogar bis in Ställe vordringen sollen.

Wolf war in Deutschland ausgerottet

Nach Angaben der Artenschutzorganisation WWF wurde der Wolf in Westeuropa und damit auch in Deutschland Mitte des 19. Jahrhunderts ausgerottet. Er überlebte demnach nur im Osten und Süden Europas. Der sächsischen Fachstelle Wolf zufolge erfolgte in den 1970er und 1980er Jahren ein Umdenken und der Wolf wurde in vielen europäischen Ländern unter Schutz gestellt.

Laut Bundesumweltministerium wurden im Monitoringjahr 2023/2024 rund 1.600 Wölfe in Deutschland nachgewiesen – Tendenz steigend. Das Europäische Umweltbüro (EEB) – ein Dachverband von Umweltorganisationen – schätzt, dass es mittlerweile in Europa wieder mehr als 20.000 Tiere gibt.

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