Von Holger Jacobs

09.05.2025

Ein Traumhotel erstrahlt im neuen Glanz

Als ich vor 25 Jahren zum ersten Mal nach Dresden kam, war ich von dem „CyNetArt Festival für computerunterstützte Kunst eingeladen worden, zwei meiner digital bearbeiteten Fotografien aus der „Normandie“-Serie auszustellen.
Ich wohnte damals in der Neustadt, die im 2. Weltkrieg auf der nördlichen Seite der Elbe relativ unversehrt geblieben war.
Aber auf der Südseite der Elbe war die Zerstörung durch die Bombeangriffe vor 80 Jahren total.
Das gesamte Zentrum der Stadt mit den vielen wunderbaren Bauten aus den letzten drei Jahrhunderten, wie dem alten Schloss, der Semperoper, der Sempergalerie, dem Zwinger, der Kunsthochschule und dem Albertinum, war ein einziger Trümmerhaufen.

Schloss Dresden mit Taschenbergpalais, 1965

Das Taschenbergpalais

Auch das bekannte Taschenbergpalais war 1945 eine einzige Ruine.
Nur die Außenmauern waren stehengeblieben.
Die DDR -Regierung bemühte sich zwar jahrzehntelang mit ihren geringen finanziellen Möglichkeiten zumindest die wesentlichen Monumente der Stadt wiederaufzubauen. Doch mit geringem Erfolg.
Bis 1955 konnten nur der Zwinger (viereckige große Gartenanlage mit aufwendigen Ausstellungsgebäuden ringsherum) und die Katholische Hofkirche restauriert werden. In den 1980er Jahren wurden die Semperoper und das Museum Albertinum wiederaufgebaut.
Die Mauern des Schlosses und des angrenzenden Taschenbergpalais‘ ragten aber noch bis 1990 rauchschwarz in den Himmel von Dresden.

Taschenbergpalais 1990 -CC- Wikimedia Commons

Das Taschenbergpalais musste bis nach dem Fall der Mauer und dem Ende der DDR warten, bis private Investoren die Reste des Gebäudes 1992 erwarben und es in drei Jahren in etwas veränderter Form wiederaufbauen ließen. Nur der Mittelteil entspricht noch dem Original.
Vor 30 Jahren, im März 1995, war die feierliche Wiedereröffnung.

Hotel Taschenbergpalais 2025, ph: Holger Jacobs

Heute erstrahlt das Taschenbergpalais im neuen Glanz als leuchtender Punkt im Zentrum der Stadt.

August der Starke

Das Taschenbergpalais entstand aus einer großen Liebe.
Anfang des 18. Jahrhunderts herrschte AUGUST DER STARKE (1670 – 1733) über das mächtige Sachsenreich.
Im Jahre 1703 lernte er die Frau seines Finanzministers, ANNA CONSTANTIA VON HOYM kennen und verliebte sich unsterblich in sie.
Constantia ließ sich von ihrem Mann scheiden und wurde die Geliebte des Kurfürsten.
Um sie immer in seiner Nähe zu haben, ließ AUGUST direkt neben seinem Schloss ein Palais extra für seine Geliebte bauen – das Taschenbergpalais – mit einer Brücke zum Schloss.
Auch wenn die Liebe nur 10 Jahre hielt, blieb das Palais doch eines der schönsten Barockbauten von Dresden.

Hotel Taschenbergpalais 2025, ph: Holger Jacobs

Das Restaurant DAS PALAIS

Gleich am Abend meiner Ankunft speiste ich „kurfürstlich“ im hauseigenen Gourmet-Restaurant DAS PALAIS.

Restaurant DAS PALAIS, ph: Holger Jacobs

Schon das Amuse Geule war super-lecker, ein kleines, daumengroßes Coucous mit einem Stück Lamm. Dazu kleine Brotscheiben in einer Spinat-Knoblauch-Sauce.

Amuse Geule, Restaurant DAS PALAIS, ph: Holger Jacobs

Als Vorspeise wählte ich gebeizten Lachs auf knusprig geröstetem Roggenbrot und einer Avocado-Crème mit grünem Salat und leicht süßlichem Dressing.

Restaurant DAS PALAIS, ph: Holger Jacobs

Als Wein kam für mich zum Spargel nur ein Weisswein in Frage. Die beiden Rieslinge gefielen mir nicht so gut, dafür der Dreiburgunder (Weissburgunder, Grauburgunder und Chardonnay) vom Weingut Markus Pfaffmann aus der Pfalz.

Restaurant DAS PALAIS, ph: Holger Jacobs

Als Hauptspeise musste es Anfang Mai natürlich Spargel sein, der hier frisch aus Beelitz angeliefert wurde. Schön schmal und noch recht knackig in seiner Konsistenz war das Zusammenspiel mit einer Sauce Hollandaise und gekochtem Schinken ein köstliches Erlebnis.
Frühlingsgefühle mit eingeschlossen.

Restaurant DAS PALAIS, Spargel mit Kochschinken und Sauce Hollandaise, ph: Holger Jacobs

Die Nachspeisenkarte fiel dafür etwas dürftiger aus.
Ich entschied mich letztlich für ein als Schwarzwälder Kirschtorte deklariertes Dessert, welches aber mit einem Schokoladenboden, eine Käsecreme-Schicht und einem Schokoladenbällchen obendrauf mich nicht so recht überzeugen konnte. In diesem Bereich würde ich noch etwas nachbessern. Ein Mousse au Chocolat und/ oder eine Crème Brulée sollte als Basis nie auf einer Dessert-Karte fehlen.

Dessert, Restaurant DAS PALAIS, ph: Holger Jacobs

Die Suite 224

Es war mittlerweile spät geworden.
Ich zog mich also auf mein Hotelzimmer zurück, eine Art Suite mit einem großem Schlaf/ Wohnraum in der 2. Etage im Altbau mit einer 5 Meter! hohen Decke. Wow. Das habe ich wirklich noch nie erlebt.

Suite 224, Hotel Taschenbergpalais, ph: Holger Jacobs

GRÄFIN CONSTANTIA muss sich hier schon vor 300 Jahren wohlgefühlt haben.
Heute hat die Einrichtung hat ein elegantes Design, ohne zu stylisch zu wirken.
Im Gegensatz zu den Design- bzw.  Boutique-Hotels geht es in dieser Kategorie der 5+ Hotels mehr um den Geschmack sehr wohlhabender, aber auch konservativer Gäste.
Die wollen keinen Schnickschnack.
Leider funktionierte der Fernseher (es war der Tag der zwei Wahlgänge für Friedrich Merz zum neuen deutschen Bundeskanzler) erst nach mehrmaligem Rufen eines Haustechnikers. Auch der LED Bildschirm von Philips ist nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Hier müsste nachgebessert werden.
Nachdem ich dann gefühlte 3000 Kommentare über die 18 Abweichler, die Friederich Merz nicht gewählt haben, gehört hatte, bin ich erschöpft in meine Kissen gesunken.

Frühstück

Das Frühstück fand am nächsten Morgen im einem weiteren Restaurant des Hauses statt, im Kastenmeier.
Insgesamt gibt es im Taschenbergpalsais vier Restaurants mit ganz unterschiedlicher Ausrichtung.
Von einfach über bayrisch bis nobel.

Frühstück, Hotel Taschenbergpalais, ph: Holger Jacobs

Das Frühstück war auf jeden Fall ein Genuss und los gings zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt.

Ein ganz wesentlicher Grund das Taschenbergpalais als Aufenthaltsort für Dresden zu wählen liegt in der Tatsache, das Du hier wirklich mittendrin bist und alles in nur wenigen Gehminuten erreichen kannst.

Der Zwinger

Ich fing mit dem sogenannten ZWINGER an, eine große Anlage mit einem rechteckigen Garten (wird gerade neu gestaltet), welcher von wunderschönen barocken Gebäuden  gesäumt wird.

Sempergalerie

Eines dieser Gebäude ist die SEMPERGALERIE (Architekt Gottfried Semper 1803-1879, wie auch die Oper)), die die Antikensammlung des sächsischen Staates beinhaltet.
Besonders von innen ist diese Galerie der antiken Schönheiten einfach wunderbar und gefiel mir sogar besser, als das Bode Museum in Berlin.
Das Besondere: Hier wird nicht, wie sonst in Museen üblich, das Tageslicht mit hohen Mauern abgehalten, sondern kommt durch große Fenster direkt in die Räume mit den Skulpturen. Wunderschön.
Oben in der Gemäldegalerie im 1. Stock herscht natürlich gedämpftes Licht.
Mit ein paar ikonischen LUKAS CRANACH-Gemälden („Adam & Eva“) und der berühmten „Schlafenden Venus“ von TIZIAN (siehe auch meine Bilderserie).

Sempergalerie, Antikenskulpturen, ph: Holger Jacobs

Frauenkirche

Die nächste Station war am Nachmittag natürlich die FRAUENKIRCHE.
Als ich hier vor 25 Jahren zum ersten Mal auf dem Neumarkt stand, gab es nur zwei schwarze Gebäudeteile (unter anderem der ehemalige Altar), die als Ruinen den Schmerz und die Trauer vergangener Tage repräsentierten.
Und ein großer Haufen weißer Quader, welche die übriggeblieben Original-Steine der ehemaligen Kirche darstellten.

Frauenkirche Dresden, ph: Holger Jacobs

Doch nun ragt ein gewaltiger Bau vor mir auf, der als runder Kuppelbau mit einer 93 Meter hohen Spitze sehr beeindrucken ist.
In dem Mauerwerk aus Sandstein sieht man zwischen den neuen hellen Quadern noch die alten vom Ruß geschwärzten Originalsteine.
Doch erst, wenn man durch die Tore in das Innere der Kirche kommt, wird man dieser unfassbaren Schönheit der FRAUENKIRCHE gewahr.
Du sitzt in einer der Bankreihen und starrst die ganze Zeit nach oben mit weit geöffnetem Mund, als könne man es nicht glauben.

Frauenkirche Dresden, ph: Holger Jacobs

Vergiss die Sixtinische Kapelle und Notre Dame de Paris – hier ist nicht nur Größe, sondern auch unendliche Schönheit.

Albertinum

Zum Schluss gab es noch einen Spaziergang auf den BRÜHLSCHEN TERRASSEN an der Elbe mit einem kurzen Besuch des Museums ALBERTINUM.
Mit einem Raum extra für die Arbeiten von GERHARD RICHTER (1932 in Dresden geboren).

Albertinum, ph: Holger Jacobs

Semperoper

Am Abend dann der heißerwartete Besuch der SEMPEROPER.
Auch hier wieder großes Staunen über so viel Schönheit.

Semperoper Dresden, ph: Holger Jacobs

Ich hatte mich nicht für eine Opernproduktion, sondern für einen Ballettabend („Classics“) entschieden, da das STAATSBALLETT der Semperoper dieses Jahr sein 200. Bestehen feiert.
Gegeben wurde eine Kombination aus Choreographien des 20. Jahrhunderts bis heute.

Semperoper, Dresden, ph: Holger Jacobs

Los ging es mit GEORGE BALANCHGINES „Serenade“ mit der Musik von Tschaikowsky aus dem Jahr 1935 (noch sehr klassisch-schön), gefolgt von JUSTIN PECKS „Four Dance Episodes“ aus 2015 (eher schwach) und TWYLA THARPS „In the Upper Room“ von 1986.
Auch wenn sich die Tänzerinnen und Tänzer viel Mühe gaben, konnte ich doch einige Fehler entdecken.

Ballett „Classics“, Semperoper Dresden, ph: Holger Jacobs

Angeregt durch so viel Schönheit an einem einzigen Tag konnte ich mich glücklich meinen Träumen hingeben..

Fazit: Solltet Ihr die Absicht haben nach Dresden zu reisen, empfehle ich sehr das Hotel Taschenbergpalais für die Übernachtung zu wählen.
Auch wenn es mit 300.- Euro für die Nacht nicht ganz billig ist, so wird der Stil und die einmalige Lage des Hauses auf jeden Fall überzeugen.

Hotel Taschenbergpalais Kempinski
Taschenbergpalais 3
10167 Dresden
Tel. 0351 49120

Bilderserie mit 20 Fotos aus Dresden:

Lobby, Hotel Taschenbergpalais, ph: Holger Jacobs

Author: Holger Jacobs

Founder & Editorial Director of kultur24.berlin ug.
Founder & Editorial Director of kultur24 TV on Youtube.
Former correspondent for fashion in Paris.
Photographer, writer and videographer.