Der kleine Naturkostladen in Holthausen an der Itterstraße schließt und damit einer der ältesten und wohl kleinsten Bio-Läden Düsseldorfs. Ende Juni müsse er den nur rund 35 Quadratmeter großen Verkaufsraum ausgeräumt haben, sagt Inhaber Thomas Rothe. „Besenrein“. Dafür veranschlagt er rund eine Woche. Daher ist bereits am 20. Juni letzter Verkaufstag.
Dann werden wieder die weißen Kacheln sichtbar werden, mit denen die Wände hoch bis zur Decke gefliest sind. Denn der Laden, den Thomas Rothe und seine Frau Astrid Guder im Jahr 1990 eröffneten, war früher mal eine Metzgerei. Rothe, mittlerweile 67 Jahre alt, hört auf, weil er zwar keinen Nachfolger gefunden hat, „aber auch, weil mal Schluss sein muss“. Es ist keine Geschäftsaufgabe aus rein wirtschaftlichen Gründen, sondern eine mit einem lachenden Auge. „Hurra, wir schließen“, hat Rothe deshab auch in großen Lettern auf ein Plakat im Schaufenster geschrieben.
Seine Kundinnen und Kunden wüssten ohnehin längst Bescheid, sagt er. Er kennt sie eigentlich alle beim Vornamen, denn es kommen eigentlich immer die gleichen. Vor allem die heute noch rund 40 Mitglieder des Geschäfts, das als eine Art Genossenschaft gegründet wurde.
Wer sich an dieser beteiligen wollte, zahlte damals einen kleinen dreistelligen Betrag ein und bekam dann alles zu etwas verbilligten Preisen. Daher sind alle Waren zweifach ausgezeichnet. Angeboten hat Rothe mal bis zu 1500 Produkte – vom selbstgezogenen Fenchel bis zur Bio-Nusscreme. Früher war mal Bergkäse, die er selbst aus dem Allgäu geholt hat, der absolute Renner.
Theoretisch müsste er die Mitglieder nun auszahlen. Das Geld habe er nicht wirklich, sie müssten sich dann entsprechend Ware mitnehmen. Das habe aber noch keiner getan, und Rothe glaubt auch nicht, dass das geschieht. „Das ist hier eine sehr familiäre Gemeinschaft“. Ohnehin geht es für die Mitglieder weiter. Sie könnten dann in seinem privaten, ausgebauten Keller Bio-Trockenware beziehen, also alles außer Obst, Gemüse, Käse und Brot. Den Kontakt zu seinen Lieferanten aus der Bio-Branche möchte Rothe auch weiterhin halten.
Informiert seien auch die drei Düsseldorfer Kitas, die auf Bio-Kost setzen und von ihm mit Obst, Gemüse und sonstigen Produkten beliefert wurden. „Es gab zwar Sonderpreise. Das war aber unser Haupt-Geschäftsfeld“, sagt Rothe. Denn ansonsten erklingt das Glockenspiel an der Eingangstür des mehrfach von Fachzeitungen ausgezeichneten Ladens mit dem Tante-Emma-Charme eben nicht so häufig.
Manches habe sich in der Bio-Branche zudem geändert, sagt Rothe, von Haus aus Diplom-Biologe. Fleisch werde schon länger kaum mehr nachgefragt, viele seien Kunden seien Vegetarier. Auch der Wein, den Rothe in Bio-Qualität anbietet, bleibe heute öfter im Regal stehen. Zudem hätten viele Supermärkte schon länger Bio-Produkte im Sortiment. Naturkost ist zudem nicht preiswert. „Die Gurke kostet hier 1,90 Uhr, im Discounter 40 Cent, aber sie ist dafür nicht aus Spanien herangekarrt worden, sondern kommt aus der Region“.
Das Mobiliar, die gläsernen Theken, die Regale und die Auslagen sind bereits verkauft. Rothe schätzt, dass sie wohl so rund 80 Jahre alt sind. Sie haben Patina und zeigen die Spuren eines langen Geschäftsalltags. Rothe hatte sie selbst einem Tante-Emma-Laden im Sauerland abgekauft. In einen solchen sollen sie auch wieder eingebaut werden.
Eine Frau aus Süddeutschland, erzählt er, möchte einen ähnlichen Laden in Norddeutschland aufmachen, „in Warel oder Warrel“. Letztlich wird dann doch die friesische Stadt Varel gemeint sein. Das weiß Rothe gerade nicht so genau, er werde es aber erfahren, wenn alles an Pfingsten abgeholt wird. Für die Restzeit will sich Rothe beim Verkauf mit Kisten und Kartons behelfen oder mit dem kleinen Kinderkaufladen, der im Schaufenster steht. Mit einem großen Schlussverkauf-Rummel rechnet Rothe aber ohnehin nicht.