„Da muss sich der Josef aber warm anziehen“, scherzt eine Frau am Nebentisch. Mit ein paar Kolleginnen probiert sie sich durch das Angebot von süßen und herzhaften Teilchen, das die Bäckerei Zeit für Brot bietet. Man hört durchweg zustimmende Laute. „Und der Kaffee ist auch sehr gut!“
Kardamomknoten, Zimtschnecken, Hummusschnitten: An der Flinger Straße, unweit von Rathaus und Rhein, hat der deutschlandweit größte Standort des Berliner Trend-Bäckers geöffnet. Knapp 630 Quadratmeter groß ist die Filiale, das umfasst Backstube, Lagerraum, Verkaufsfläche und Terrasse. Wobei man bei Zeit für Brot darauf legt, nicht von „Filialen“, sondern von „Bäckereien“ zu sprechen, sagt Brandmanagerin Joanna Piekarska, denn gebacken wird immer vor Ort.
Am Tag der Eröffnung schauen immer wieder Gäste durch die Glasscheibe in die Backstube, wo Teig in großen Plastikkisten transportiert, auf Arbeitsflächen gegossen, gewalkt, gewogen, portioniert und geformt wird. Sehr viele, sehr eifrige Mitarbeitende wuseln hinter dem Tresen herum, heben riesige Zimtschnecken, teils mit reichlich Schokoladenfüllung, auf Teller, mischen Limonade und Eistee (halb und halb, der klassische Arnold Palmer) oder wärmen Focaccia auf. An den Tischen drinnen und draußen sitzen sehr junge Frauen, mittelalte Männer und ein paar gesetzter wirkende Damen, die man sich auch bei Eierlikörtorte in der klassischen Konditorei vorstellen könnte. „Bei uns mischt sich das Publikum total“, sagt Piekarska.
Drei Standorte hat Zeit für Brot in Nordrhein-Westfalen, einen in Münster, nun zwei in Düsseldorf. Man habe lange gesucht, bis man eine geeignete Fläche gefunden habe, sagt Area Sales Manager Matthias Wiechert. „Ich war mega-happy, als wir diese hier gefunden haben.“ Wo vorher Deichmann Schuhe und Aldi Lebensmittel verkaufte, soll nun Brot unter die Leute kommen. Mittelfristig sehen die Pläne vor, das gesamte Großkundengeschäft in NRW von hier aus abzuwickeln. Für Bioläden, Hotels und ähnliche Abnehmer würde dann in Düsseldorf gebacken.
Dass handwerklich gebackenes Brot eine feine Sache ist, wissen die Düsseldorfer natürlich schon länger: Bäckereibetriebe wie Hinkel, Hercules oder Bulle beweisen das. Zeit für Brot bringt nun den Reiz des Neuen mit, ein sehr griffiges Marketing, und – das muss man objektiv so sagen – ein Café an einer sehr attraktiven Location: So eine Zimtschnecke essen und dabei durch die Panoramascheibe beobachten, wie auf der Flinger Straße das Leben vorbeitreibt, ist eine feine Sache. Man muss aber entsprechendes Kleingeld mitbringen: 4,70 Euro kosten die Schnecken und sind damit teurer als das vergleichbare Gebäckstück bei Cinnamood die Straße rauf. Das Hausbrot liegt bei 9,30 Euro pro Kilo, das Dinkelvollkorn umgerechnet 8,80 Euro pro Kilo. Zum Vergleich: Ein Roggenmischbrot bei Hinkel kostet 5,50 Euro, das Dinkelvollkorn umgerechnet 7,30 Euro pro Kilo.
Die vergleichsweise hohen Preise erklärt Zeit für Brot mit zwei Faktoren: Alle Zutaten seien Bioland-zertifiziert – und man zahle immer Tariflöhne, „wenn jemand heraussticht, auch mehr“. Zeit für Brot steht zu seiner Preispolitik. „Brot ist die günstigste Form des Luxus“, sagt Matthias Wiechert.
Flinger Straße 7. Geöffnet täglich 8 bis 20 Uhr.