Neue Studie
Dieses Training schützt im Alter Muskeln und Nerven
22.09.2025 – 14:57 UhrLesedauer: 2 Min.
Training mit Gewichten: Auch im Alter hat es viele Vorteile. (Quelle: HalfPoint)
Im Alter degenerieren Nerven zunehmend. Krafttraining kann diesem Prozess entgegenwirken und Senioren so vor Stürzen und Unfällen schützen.
Mit dem Alter verändert sich der Körper stark. Die Muskulatur nimmt ab, der Stoffwechsel verändert sich, und auch Nerven degenerieren und zeigen altersbedingte Funktionsverluste, beispielsweise bei der Reizweiterleitung. Dadurch steigt das Risiko für schwere Stürze und andere Unfälle.
Eine neue Studie zeigt nun: Krafttraining kann nicht nur Muskulatur und Knochen im Alter erhalten. Es kann auch altersbedingten Nervenschäden entgegenwirken und hat auf diese Weise das Potenzial, Senioren vor Stürzen zu schützen. Das haben Forscherinnen und Forscher von der Syracuse University im US-Bundesstaat New York herausgefunden. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift „Medicine & Science in Sports & Exercise“ veröffentlicht.
In der Studie haben die Wissenschaftler untersucht, ob gezieltes Krafttraining der Hand die Nervenfunktion im Alter verbessern kann. Insgesamt nahmen 48 Menschen im Alter von 18 bis 84 Jahren an der Untersuchung teil. Eine Hälfte absolvierte ein spezielles Trainingsprogramm, die andere diente als Kontrollgruppe.
Die Trainingsgruppe führte über vier Wochen hinweg dreimal pro Woche ein spezielles Handkrafttraining mit Stressbällen, Gummibändern und Griffkrafttrainern durch. Vor und nach dem Programm testete das Forschungsteam, wie schnell die Nerven im Arm elektrische Reize an die Muskulatur weiterleiten.
Das Ergebnis: In allen Altersgruppen verbesserte sich die Nervenleitgeschwindigkeit durch das Training deutlich. Dabei profitierten ältere Teilnehmer (zwischen 60 und 84 Jahren) in vergleichbarem Maß wie jüngere vom Training. Das widerspricht der gängigen Annahme, dass die Anpassungsfähigkeit von Nerven mit dem Alter stark abnimmt.
Ein Nerv besteht aus vielen Nervenfasern, den Axonen der Neuronen. Die „schnellen Nervenfasern“, die von diesen Neuronen gebildet werden, nehmen mit zunehmendem Alter zuerst ab und können dann Muskeln nicht mehr aktivieren. Die Forscher vermuten, dass das Training diese schnellen Nervenfasern bei den älteren Teilnehmern reaktiviert hat – ein Prozess, der als Reinnervation bezeichnet wird.
Studienleiter Jason DeFreitas erklärt: „Wenn schnelle Neuronen verloren gehen, verlieren Sie auch die schnellen Muskelfasern, die von ihnen aktiviert werden. Dadurch verringert sich Ihre Kraft und die Geschwindigkeit, mit der Sie Kraft erzeugen können. Wenn Sie diese verlorenen Neuronen reaktivieren können, können Sie wieder schneller Kraft erzeugen. Das hat praktische Auswirkungen, sodass aus einem Ausrutscher oder Stolperer kein schwerer Sturz wird.“
Auch Andrew Jones, Herausgeber von „Medicine & Science in Sports & Exercise“, erklärt, dass die neue Studie wichtige Ergebnisse liefert, da sie zeigt, „dass die Nervenfunktion bei älteren Menschen trainierbar ist“. Das wiederum könne langfristige Auswirkungen auf die Motorik, die Unabhängigkeit und die Lebensqualität von Senioren haben. Zudem könnte die Studie weitere Untersuchungen dazu anregen, ob Krafttraining auch bei anderen, nicht altersbedingten Nervenschädigungen – etwa bei verschiedenen neurologischen Erkrankungen – eine wirksame Gegenmaßnahme darstellt.
