Ein Sicherheitsberater berichtet über die Observation der Block-Kinder in Dänemark, sein Auffliegen vor Ort, einen riskanten Plan und ein heikles Mittagessen mit Anwälten: Einblicke in den 16. Verhandlungstag des Block-Prozesses.
Der Fokus am Mittwoch lag auf der Zeugenvernehmung des Geschäftsführers einer von Block beauftragten deutschen Sicherheitsfirma. Schon vor seiner Aussage mischte sich die Verteidigung ein: Dr. Ingo Bott, Blocks Verteidiger, verlangte nach dem primären Fragerecht. Er wolle Widersprüche aus früheren polizeilichen Vernehmungen aufklären.
Die Vorsitzende Richterin Isabel Hildebrandt wirkte überrascht, ließ jedoch keinen Zweifel an der Verfahrensordnung: „Nein, dieses Recht räume ich Ihnen nicht ein. Das primäre Fragerecht bleibt bei mir.“ Dann: „Ich nehme Ihre Überlegungen zur Kenntnis, aber ich werde den Zeugen zuerst befragen.“ Dann ging es los.
Blocks Vater gibt Auftrag an Sicherheitsmann: „Ein Bewegungsbild der Kinder“
Der Zeuge berichtete, er sei im September 2021 zunächst über einen Vertrauten von Christina Blocks Vater Eugen kontaktiert worden. Bald darauf sei es zu einem persönlichen Treffen gekommen. Der Senior habe vom Familienkonflikt erzählt, insbesondere dass die jüngeren Kinder Blocks nach einem Umgangswochenende im August 2021 in Dänemark vom Vater Stephan Hensel zurückbehalten worden seien. Eugen Block habe ihn deshalb beauftragt, „ein Bewegungsbild“ der Kinder in Dänemark zu erstellen.
Der Detektiv erklärte, er habe sich zunächst Zeit nehmen wollen, um ein Konzept zu entwickeln. Doch bereits am Abend nach dem ersten Treffen habe Eugen Block angerufen und „ganz klar“ verlangt, „sofort zu beginnen“ und Ergebnisse zu liefern. Nachdem er Fotos der Kinder und die Adresse des Hauses in Dänemark erhalten hatte, sei er mit einem Kollegen eben dort hingefahren. Das Ziel: die alltäglichen Abläufe der Kinder dokumentieren. Schulwege, Freunde, Freizeitverhalten.
Block als Mutter, die wissen will, „was mit ihren Kindern ist“
Bald nach Beginn der Observation habe sich Christina Block bei ihm gemeldet. Sie habe, so der Zeuge, „sehr aufgewühlt und ohnmächtig“ gewirkt. Eben wie eine Mutter, die wissen wolle, „was mit ihren Kindern ist“. Ihre klare Ansage ihm gegenüber habe gelautet: „Es sind meine Kinder, und ich sage, was Sie machen.“
Die Observation habe ungefähr zehn Tage in Anspruch genommen. Ein Versuch, während dieser Zeit eine Begegnung zwischen Christina Block und den Kindern während einer Schulpause in Dänemark zu ermöglichen, sei nicht gelungen, auch wenn sich Block das gewünscht habe.
Der Detektiv schilderte, wie er Block und deren Lebensgefährten Gerhard Delling zur dänischen Schule gebracht habe. Nach fünf bis zehn Minuten seien sie niedergeschlagen zurückgekehrt: „Eines der Kinder habe gefremdelt und der Schulleiter habe sie des Geländes verwiesen“, so der Zeuge. Er selbst habe mit einem Kollegen derweil auf dem Parkplatz der Schule gewartet. Der Vorfall in der Schule gilt als ein Schlüsselmoment, da Hensel hierin einen Versuch Blocks vermutet, die Kinder gewaltsam an sich zu nehmen. Im Anschluss daran händigte die dänische Polizei den Block-Kindern Alarmknöpfe aus, mit denen sie künftig bei solchen Situationen schnell Hilfe rufen sollten.
Warum fasziniert ganz Deutschland der Block-Prozess. Das war Thema im LTO-Podcast die Rechtslage (ab Time-Code: 15:53). Jetzt reinhören und abonnieren:
Block senior: „Finden Sie etwas über meinen nichtsnutzigen Ex-Schwiegersohn“
Noch während der Observation habe Eugen Block ihn gebeten, auch den „Lebenswandel“ Hensels zu dokumentieren, so der Sicherheitsmann. „Finden Sie etwas über meinen nichtsnutzigen Ex-Schwiegersohn heraus“, habe Block senior zu ihm gesagt.
Der Zeuge betonte, er habe nichts Belastendes feststellen können. Hensel sei viel unterwegs gewesen, ein auffälliges Verhalten habe er nicht beobachten können. Eugen Block habe daraufhin erklärt: „Dann finden Sie etwas anderes.“
In diesem Zusammenhang und wegen der familienrechtlichen Verfahren in Deutschland habe letztlich auch der mitangeklagte Familienanwalt als Vertrauensperson Blocks fungiert. Der Anwalt habe mehrfach betont, „man müsse jetzt endlich mal etwas finden“, so der Sicherheitsmann. Allerdings habe er dabei „keine Aufforderung gemacht, etwas Unkorrektes zu tun.“
Observation fliegt schon kurze Zeit später auf
Besonders aufmerksam lauschte das Publikum im Saal, als der Zeuge von einem Zwischenfall vor dem dänischen Wohnhaus der Familie berichtete. Nur Sekunden nach Beginn einer Observation im November 2021 sei die Ehefrau Hensels, Astrid Have, auf ihn aufmerksam geworden und habe ihn fotografiert. „In so einer rekordverdächtigen Zeit bin ich noch nie aufgeflogen“, sagte der Sicherheitsmann trocken. Gelächter im Saal.
Have habe ihn danach verfolgt, ihn gefilmt und ihm zugerufen: „Sagen Sie dem Block, sie kriegen die Kinder nicht.“ Der Zeuge habe daraufhin sein eigenes Handy hochgehalten und ebenfalls fotografiert und gefilmt. „Waffengleichheit“ nannte er das am Mittwoch. Christina Block habe später kommentiert: „Ah, das ist den anderen [beauftragten Detektiven; Anm. d. Red.] auch schon passiert.“
Blocks angeblicher Plan: Die Kinder per Schiff holen
Im weiteren Verlauf schilderte der Zeuge ein Treffen mit Christina Block und Delling im Hamburger Hotel Grand Elysée Anfang November 2021. Thema sei die Frage gewesen, „wie man die Kinder doch nach Deutschland bekommen könnte“.
Block habe dabei den Vorschlag gemacht, mit einer Yacht von Glücksburg aus an der dänischen Küste anzulegen, um die Kinder „auf dem Wasserwege“ nach Deutschland zu bringen. Sie habe dabei auf die Entscheidung des Hamburger Oberlandesgerichts verwiesen, dass ihr das alleinige Aufenthaltsbestimmungsrecht zugesprochen hatte, und noch einmal gesagt: „Die Kinder gehören mir. Es ist keine Straftat, wenn ich sie zurückhole.“
Er habe natürlich widersprochen, betonte der Zeuge. Eine solche Aktion könne „mit dem Brechen eines Widerstands“ verbunden sein, was strafbar wäre. „So wie ich die Frau von Herrn Hensel kennengelernt habe, nämlich sehr mütterlich, wäre das nicht ohne Widerstand vor sich gegangen.“ Der Zeuge habe den Auftrag abgelehnt, er habe zu Block gesagt: „Sie werden mit Sicherheit jemanden finden, der das macht, aber wir machen das nicht.“
Ein Mittagessen mit zwei Anwälten
Zum Schluss berichtete der Zeuge auf Nachfrage der Vorsitzenden noch von einem pikanten Treffen: ein gemeinsames Mittagessen im Frühjahr 2024 mit zwei Hamburger Anwälten. Darunter seien ein ehemaliger Anwalt Hensels gewesen – und auch dessen aktueller Vertreter im Block-Verfahren, Dr. Philip von der Meden.
Vorhalte ergaben, dass der Zeuge den Kontakt mit dem anderen Anwalt „zum Netzwerken“ selbst angeregt hatte. Der Sicherheitsmann hat dem Anwalt demnach eine E-Mail geschrieben, in der er vorschlug, „über einen aktuellen Fall aus Hamburg plaudern zu wollen, der sich in Deutschland und Dänemark abspielt.“ Dieser Anwalt habe von der Meden dann als seinen Kollegen zum Mittagessen mitgebracht.
Man habe während des Essens, so der Sicherheitsmann, „über Belangloses gesprochen“, ehe das Gespräch auf die Familie Block kam. Die Vorsitzende Richterin fragt mehrfach nach: „Überlegen Sie noch einmal, ob das wirklich alles war, was da Inhalt des Gesprächs war.“
Zunächst blieb der Zeuge vage. Erst auf Vorhalt eines polizeilichen Vermerks gab er zu, er habe „bis zu einem gewissen Punkt“ von seinem Engagement im Block-Fall erzählt. Von der Meden berichtete im Anschluss der Hamburger Staatsanwaltschaft von dem Mittagessen, welche wiederum die Polizei benachrichtigte. Daran, zu welchem Punkt des Mittagessens man ihm mitgeteilt habe, dass von der Meden Hensel in dieser Sache vertritt, erinnerte sich der Sicherheitsmann nicht. Er erklärte, er habe das Treffen als „privat und vertraulich verstanden“. Auf Nachfrage teilte er allerdings zusätzlich die Information mit, dass der Anwalt auch für ihn selbst schon tätig geworden sei.
Dieser Vorfall wirft Fragen hinsichtlich der Weitergabe sensibler Informationen an Verfahrensbeteiligte auf. Einige Verteidiger sowie Christina Block behielten sich nach der Zeugenvernehmung des Sicherheitsberaters vor, zu einem späteren Zeitpunkt eine Erklärung abzugeben.
Weiter geht es am Montag, den 13. Oktober 2025.
Zitiervorschlag
Detektiv sagt im Block-Prozess aus:
. In: Legal Tribune Online,
08.10.2025
, https://www.lto.de/persistent/a_id/58342 (abgerufen am:
09.10.2025
)
Kopieren
Infos zum Zitiervorschlag