Fehler kleinreden, Offensichtliches leugnen, Pirouetten um die Wahrheit drehen und beim Erwischtwerden schnell einen Salto mortale: Ex-Bundesinnenministerin Nancy Faeser (55, SPD) führte bei Markus Lanz (56) in einer einzigen Talkshow die gesamte Palette der nervigsten Politiker-Tricks vor.
Flüchtlingskrise
Faeser über die Flüchtlingskrise von 2022: „Ich glaube nicht, dass wir zu spät reagiert haben.“ Lanz: „Sie haben damals vor dem Bundestag gesagt, wir werden das Zurückdrängen der Menschen an den europäischen Außengrenzen beenden.“ – Faeser: „Nein!“ – Lanz: „Doch!“ – Faeser: „Ja, aber wir haben damals …“
Lanz ungeduldig: „Ja oder Nein?“ Faeser vorwurfsvoll: „Was wir nicht machen dürfen, ist dieser Populismus, zu verallgemeinern, zu sagen: ‚die Ampel‘, oder ‚die Innenministerin‘.“
Mehr zum ThemaAfD-Verbotsverfahren
Lanz über mögliche AfD-Verbotsverfahren: „Wie kann es eigentlich sein, dass ein Gutachten vom Bundesverfassungsschutz genau zu dem Zeitpunkt kommt, an dem Sie Ihren letzten Tag im Amt haben? Der Eindruck, der da entsteht, ist: Das ist politisch motiviert.“ – Faeser treuherzig: „Genau das wollte ich immer vermeiden.“
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Lanz, sichtlich ungläubig: „Sie haben auf den Zeitpunkt keinen Einfluss genommen?“ – Faeser vorsichtig: „Nein. Ich habe immer gesagt, das Gutachten kommt, wenn das Bundesamt für Verfassungsschutz es erarbeitet hat. Ich habe immer gesagt, wenn es da ist, werde ich nicht verhindern, dass das Bundesamt es veröffentlichen kann. Es geht nicht ums Anordnen, es geht ums Zulassen.“
Lanz irritiert: „Die haben gefragt?“ – Faeser: „Ja. Es ist da, können wir es veröffentlichen? Natürlich hatte ich dann Einfluss darauf, dass wir es dann freigegeben haben.“ – Lanz: „Also doch!“ – Faeser: „Ich habe Ja gesagt: ‚Freigeben‘, aber nicht‚Anordnen‘. Da ist ein großer Unterschied!“
Auch WELT-Vize Robin Alexander (50) nimmt die Ex-Bundesinnenministerin in die Mangel
Foto: ZDF/Markus Hertrich
Scharfe Kritik vom WELT-Vize
Robin Alexander (50), Vize bei der WELT (gehört wie BILD zum Axel-Springer-Verlag), über den Zeitpunkt der Veröffentlichung: „So ähnlich wie mit dem Abschiebeflug nach Afghanistan zwei Tage vor den ostdeutschen Landtagswahlen. Es war nicht gut, dass das Gutachten so politisiert wurde!“ – Faeser hastig: „Nein! Eben nicht! Es ist nicht politisiert worden!“ – Lanz: „Normalerweise wird sowas lange geprüft.“ – Faeser zuerst: „Das stimmt so nicht.“ Dann aber: „Das ist in der Vergangenheit von meinem Vorgänger so gemacht worden.“
Alexanders Zusammenfassung: „Sie sind eine abgewählte Ministerin und bringen es noch raus und nehmen damit Ihrem Nachfolger die Möglichkeit, damit umzugehen.“ – Faeser unschuldig: „Ich glaube, dass es eher für ihn positiv war, dass ich es freigegeben habe.“